Schwacher Quartalsstart für Industrie und Export Deutsche Wirtschaft muss sich auf härtere Zeiten einstellen

Wiesbaden · Der deutschen Wirtschaft bläst heftiger Gegenwind in die Bücher. Internationale Handelskonflikte und die Abkühlung der Weltwirtschaft haben den Exporteuren den Start ins zweite Quartal verdorben. Zudem schrumpfte die Industrieproduktion im April.

 Container werden auf dem Gelände des Container Terminals Altenwerder in Hamburg verladen (Symbolbild).

Container werden auf dem Gelände des Container Terminals Altenwerder in Hamburg verladen (Symbolbild).

Foto: dpa/Bodo Marks

„Die Auswirkungen der globalen Unruhe – nicht nur in der Politik allgemein, aber vor allem in der Handelspolitik – bekommen wir nun zu spüren“, erläuterte Holger Bingmann, Präsident des Außenhandelsverbandes (BGA) am Freitag. Die Deutsche Bundesbank senkte ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr deutlich.

Zwar stütze der private Konsum nach wie vor die Konjunktur, die Industrie leide jedoch unter dem schleppenden Export, erklärte die Notenbank. Sie rechnet für dieses Jahr nur noch mit 0,6 Prozent Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt (BIP). Vor einem halben Jahr hatten die Volkswirte noch ein Plus von 1,6 Prozent für möglich gehalten. Zuletzt hatten auch die Bundesregierung und zahlreiche Ökonomen ihre Konjunkturprognosen gesenkt. 2018 war Europas größte Volkswirtschaft noch um 1,4 Prozent gewachsen.

„Sobald die Auslandsnachfrage in Gang kommt, wird das Wachstum der deutschen Wirtschaft wieder auf einem breiteren Fundament stehen“, erklärte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Die Bundesbank geht davon aus, dass die Ausfuhren ab der zweiten Hälfte dieses Jahres nach und nach wieder stärker zulegen werden.

Im April hinterließen Handelskonflikte aber Bremsspuren. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beliefen sich die Exporte auf 109,7 Milliarden Euro. Das war zum Vorjahres-April ein Minus von 0,5 Prozent und im Vergleich zum Vormonat März 2019 ein Rückgang um 3,7 Prozent. Die Importe stiegen binnen Jahresfrist dagegen um 2,1 Prozent auf 91,7 Milliarden Euro.

„Eine langsamere Weltwirtschaft und um sich greifende Handelsstreitigkeiten treffen die deutschen Unternehmen mittlerweile hart“, sagte auch DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Der DIHK rechnet mittlerweile nur noch mit einem Anstieg der Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen um 1,2 Prozent in diesem Jahr. Im Februar war der Wirtschaftsverband noch von 2,0 Prozent ausgegangen. „Mit dem ungelösten Handelskonflikt zwischen den USA und China oder der Unsicherheit beim Brexit werden wichtige Exportmärkte für die deutsche Wirtschaft in Frage gestellt“, erläuterte Treier.

Betrachtet man den gesamten bisherigen Jahresverlauf, liegt der deutsche Außenhandel noch auf Wachstumskurs. Von Januar bis einschließlich April summierten sich die Warenausfuhren „Made in Germany“ auf 445,8 Milliarden Euro - das waren 1,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die deutsche Industrie fuhr ihre Produktion im April deutlich zurück. Die Gesamtproduktion fiel gegenüber dem Vormonat nach Angaben des Statischen Bundesamtes um 1,9 Prozent. Das ist der stärkste Rückgang seit August 2015.

An Schwung fehlte es beispielsweise der Elektroindustrie. Im April gingen erneut weniger Aufträge bei den Unternehmen ein als ein Jahr zuvor, wie der Branchenverband ZVEI berichtete. In den ersten vier Monaten verfehlten die Bestellungen den Vorjahreswert um 1,8 Prozent. Die preisbereinigte Produktion ging um 2,2 Prozent zurück.

Rund laufen die Geschäfte dagegen in der Bauwirtschaft. Die anhaltend hohe Nachfrage nach Immobilien lässt die Kassen der Unternehmen klingeln. Im ersten Quartal 2019 lagen die Umsätze im Bauhauptgewerbe um 11,9 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.

(felt/dpa)
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