Franken unter Druck Schweiz führt Negativzinsen ein

Zürich · Die Währungshüter der Schweiz führen zum neuen Jahr negative Zinsen ein. Große Giroguthaben werden mit 0,25 Prozent belegt. Die Neuerungen gelten ab dem 22. Januar. Die Ursachen: Der drohende Kollaps der russischen Wirtschaft, der Ölpreisverfall und die unsichere politische Lage in Griechenland.

Die Schweizer Notenbank wehrt sich mit der Maßnahme gegen eine weitere Aufwertung des Schweizer Franken. Guthaben anderer Banken auf ihren Girokonten werden vom 22. Januar 2015 an mit einem negativen Zins von 0,25 Prozent belastet, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag mitteilte. Betroffen sind Einlagen ab 10 Millionen Franken (8,3 Millionen Euro).

Die SNB will es für Anleger weniger attraktiv machen, die als sicher geltende Schweizer Währung zu kaufen. Zuletzt war das erklärte Ziel der SNB, einen Mindestkurs von 1,20 Franken zum Euro unbedingt zu halten, erneut in Gefahr geraten. Die SNB bekräftigte ihre Bereitschaft, diesen Mindestkurs weiterhin "mit aller Konsequenz" zu verteidigen. "Die Nationalbank ist bereit, wenn nötig unbeschränkt Devisen zu kaufen und weitere Maßnahmen zu ergreifen", heißt es in der Mitteilung der SNB.

"In den letzten Tagen haben verschiedene Faktoren zu einer stärkeren Nachfrage nach sicheren Anlagen geführt", heißt es in der SNB-Mitteilung. Der Absturz des russischen Rubel sowie eine erneute Zuspitzung der politischen Risiken in Griechenland hat die Anleger in den vergangenen Tagen vermehrt zu sicheren Anlagen wie deutschen Staatsanleihen und als sicher geltenden Währungen greifen lassen.

Eine weitere Stärkung des Franken gegenüber dem Euro würde nach Einschätzung von Experten der Schweizer Exportwirtschaft erhebliche Probleme bereiten und möglicherweise zum Verlust von Arbeitsplätzen führen.

Dem Franken droht indes weiterer Aufwertungsdruck. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte im Kampf gegen die Wirtschaftsflaute und eine Deflation in der Euro-Zone im kommenden Jahr zum Kauf von Staatsanleihen schreiten - im Fachjargon Quantitative Easing (QE) genannt. Die SNB bekräftigte, dass sie die Euro-Kursuntergrenze weiterhin mit aller Konsequenz durchsetzen wolle. Die Gemeinschaftswährung verteuerte sich nach der SNB-Ankündigung merklich und wurde zuletzt zu Kursen um 1,2070 Franken gehandelt.

(REU dpa)
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