London Shell gibt Bohrungen in der Arktis auf

London · Der Konzern nennt zu geringe Funde und zu hohe Kosten als Gründe.

Der Ölkonzern Royal Dutch Shell gibt die Suche nach Öl vor der Küste Alaskas vorerst auf. In der Tschuktschensee zwischen Russland und dem US-Bundesstaat Alaska seien keine ausreichenden Mengen Öl und Gas gefunden worden, teilte das britisch-niederländische Unternehmen gestern mit. Weitere Gründe für den Schritt seien hohe Kosten und unabwägbare Umweltauflagen. Die Kosten dürften sich auf etwa 4,1 Milliarden Dollar belaufen. In dem Gebiet werde es auf "absehbare Zeit" daher keine Bohrungen geben.

Umweltschützer begrüßten den Entschluss. "Shells Entscheidung zeigt, dass Ölbohrungen in der Arktis nicht nur klimapolitisch, sondern auch ökonomisch keinen Sinn ergeben", sagte die Arktis-Expertin Larissa Beumer von Greenpeace. Shells Rückzug sei ein Signal an andere Ölkonzerne, "die Finger von der Arktis zu lassen". Wegen Gefahren für Wale, Walrösser und Polarbären haben Umweltschützer verstärkt gegen die Ölsuche in der Arktis demonstriert und sich dabei vor allem auf Shell konzentriert.

Wegen des gesunkenen Ölpreises wird es für große Ölkonzerne zunehmend unattraktiver und kostspieliger, neue Gebiete zu erschließen. Die Ölmultis steuern mit Einsparungen gegen. Den Abbau von Arbeitsplätzen oder Investitionskürzungen hatten zuletzt neben Shell BP auch Total und Chevron angekündigt. Allein Shell will 6500 seiner knapp 100.000 Jobs streichen, im vergangenen Quartal war der Nettogewinn um 37 Prozent eingebrochen.

Der Ausstieg wird nicht gerade billig für den Konzern. Die finanziellen Belastungen für den Stopp bezifferte Shell auf etwa drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro), bezogen auf den Buchwert des Projektes. Weitere 1,1 Milliarden Dollar dürften für zukünftige Vertragsverpflichtungen anfallen. Insgesamt hat der Konzern bisher rund sieben Milliarden Dollar für Bohrungen in der Arktis investiert. Insgesamt gebe es aber weiter Potenzial für Ölvorkommen in der Region, die letztlich für Alaska und die USA strategisch wichtig werden dürfte, teilte das Förderunternehmen mit.

(rtr)
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