Köln Sicherheitskräfte unzureichend geschult

Köln · Die Kontrollen am Flughafen Köln/Bonn stehen erneut in der Kritik. Die Gewerkschaft Verdi wirft der Firma Kötter vor, die Personalnot nicht in den Griff zu bekommen und die Beschäftigten mit veralteter Software auszubilden.

Beim Flughafen in Köln stand das Telefon gestern nach einem Bericht nicht mehr still, wonach Passagierkontrolleure der Firma Kötter mit veralteter Software ausgebildet werden. Der WDR hatte aus internen Dokumenten der Essener Firma zitiert. Darin heißt es, mehrere Beschäftigte seien bei einer angekündigten Sicherheitsüberprüfung durchgefallen. Sie hatten gefährliche Gegenstände an den Bildschirmen nicht erkannt.

Kötter weist die Schuld dem Bericht zufolge der Bundespolizei zu, in deren Auftrag das Unternehmen die Kontrollen durchführt. Die Behörde bestehe darauf, bei der Ausbildung die veraltete Software einzusetzen. Die so gescholtene Bundespolizei erklärte jedoch, das Bundesinnenministerium sei dafür verantwortlich, neue Ausbildungssoftware zu beschaffen. Dort hieß es, die Software sei ausreichend. "Die Software muss unbedingt aktualisiert werden", forderte Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim. Kötters Personal leiste unter den gegebenen Bedingungen einen "hervorragenden Job", es könne aber "nur so gut sein, wie die Ausbildung das auch ermöglicht".

Die Firma Kötter reagierte auf Anfragen zu den Vorfällen äußerst zugeknöpft: "Die Passagierkontrollen am Flughafen Köln/Bonn sind sicher, weil hohe Sicherheitsstandards fortlaufend an aktuelle Anforderungen angepasst werden", hieß es lediglich in einer Erklärung.

Der Ärger um die Sicherheitslücken ist nicht das einzige Problem in Köln/Bonn. Seit einem Jahr steht der Flughafen in der Kritik, weil Personalmangel bei der Fluggastkontrolle immer wieder dazu führt, dass sich an den Sicherheitsschleusen Schlangen bilden. Zudem häufen die verbliebenen Kräfte massiv Überstunden an.

Schuld daran ist nach Angaben von Tarim Kötter selbst. Der Verdi-Sekretär erklärte, in einem Vertrag mit der Bundespolizei seien sogenannte Kontrollstunden festlegt, die der Flughafen pro Jahr erwarte. Für diese müsse die Sicherheitsfirma ausreichend Personal zur Verfügung stellen. Für das laufende Jahr habe der der Flughafenbetreiber die Zahl der Kontrollstunden im Januar nach oben korrigiert. Kötter habe es in Köln nicht geschafft, genügend Kräfte bereitzustellen. Zur Begründung habe das Unternehmen "unvorhergesehenes Fahrgastaufkommen" genannt. Die Ausbildung der Sicherheitskräfte dauert Tarim zufolge allerdings nur zwei bis drei Monate, es sei also genügend Zeit gewesen, das Defizit abzubauen. Er warf der Firma vor, geschlafen zu haben.

Nach Informationen des Verdi-Sekretärs verlagerte das Unternehmen gestern, pünktlich zum letzten Schultag, 30 Kräfte von Düsseldorf nach Köln. Obwohl es in der Landeshauptstadt für die derzeitige Situation noch genügend Personal gebe, betrachtet Tarim dies nur als eine provisorische Lösung: "Was, wenn zu Spitzenzeiten in Düsseldorf statt 50 oder 60 auf einmal 90 Leute mehr gebraucht werden?"

Der Sprecher des Köln/Bonner Flughafens verwies gestern auf die schnelle Abfertigung der Passagiere an den Sicherheitsschleusen: "Die Wartezeit in den Terminals lag bei acht bis neun Minuten. Das ist ein Traum." Sowohl er als auch die Bundespolizei räumten aber ein, dass dies nicht für den gesamten Ferienbetrieb gesichert sei. Laut einer Mitteilung der Bundespolizei sei "festzustellen, dass es trotz guter Vorbereitung aller Beteiligten am kommenden Wochenende am Flughafen ,sehr voll werden wird' und sich damit erhöhte Wartezeiten grundsätzlich nicht immer vermeiden lassen".

Der Bundespolizei übergeordnet ist das Bundesinnenministerium, das auf Anfrage gestern mitteilte: "Da ein Sicherheitsunternehmen grundsätzlich nur Kräfte einsetzten darf, welche in einem festen Arbeitsverhältnis stehen, können solche Spitzenlasten dazu führen, dass die Wartezeiten für die Passagiere ansteigen." Ein Sicherheitsdefizit entstehe nicht.

(bur)
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