Düsseldorf Siemens verbaut seiner neuen Energiespar-Ampel selbst den Weg

Düsseldorf · Siemens rührt die Werbetrommel für seine neue Ein-Watt-Ampel, nach Konzernangaben die sparsamste LED-Lichtsignalanlage der Welt. Im Vergleich zu älteren Ampeln mit Glühlampen soll diese 94 Prozent weniger Strom verbrauchen. Sie könnte zu einem gewissen Teil sogar noch Städte entlasten, die schon weitgehend auf LED-Ampeln neuerer Generation umgerüstet haben. Doch die wollen davon nichts wissen, denn mit der Anschaffung einer Siemens-Ampel würden sie sich bei der Ersatzteilbeschaffung an den Hersteller binden. Das erlauben die geltenden Richtlinien zur Auftragsvergabe nicht.

878 Ampelanlagen unterhält Köln, davon 609 mit Glühlampen (je nach Generation zwischen 20 und 100 Watt Stromverbrauch). Die Stadt ist derzeit mit der Umrüstung auf LED-Ampeln beschäftigt, die nur noch fünf bis sieben Watt verbrauchen. "Die Einsparung von sieben auf ein Watt wäre kaum spürbar", erklärt Marcus Pertzborn, bei der Stadt mit dem Bau und Betrieb von Lichtsignalanlagen befasst. Das größte Hindernis sehen er und seine Kollegen aber anderswo: Die Schnittstelle zwischen Ampel und Rechner, der bestimmt, wann die Anlage Rot, Grün oder Gelb zeigt, entspricht nicht den Vorgaben, an die sich Düsseldorf und Köln halten müssen. "Um den Wettbewerb in der Verkehrstechnik zu fördern, sind OCIT-Schnittstellen geschaffen worden", erklärt das Düsseldorfer Amt für Verkehrsmanagement. Siemens entspreche diesem einheitlichen Standard ("Offene Schnittstellen für die Straßenverkehrstechnik") nicht, sodass eine Ausschreibung, die Köln und Düsseldorf auch bei Ersatzteilen machen, unmöglich wäre. Das Einsparpotenzial von rund 175 Euro pro Jahr im Vergleich zu den bestehenden LED-Ampeln wiege die Wettbewerbseinschränkung nicht auf, teilt das Amt mit.

Eine Tür lässt die Landeshauptstadt Siemens aber noch offen: "Sobald der Ein-Watt-Signalgeber die entsprechenden OCIT-Zertifizierungen aufweist, steht einem Einsatz dieser Technik in Düsseldorf nichts im Wege."

(bur)
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