Düsseldorf So gut sind Anlageberater in der Region

Düsseldorf · Wie legt man 20 000 Euro an? Wir haben acht Banken und Sparkassen, darunter auch eine Online-Beratung, getestet. Die Qualität war sehr unterschiedlich. Manche beraten exzellent, andere machen nicht einmal ein Beratungsprotokoll.

In Zeiten niedriger Zinsen zweifeln viele Anleger an ihrer Strategie, im Anlage-Dschungel das Richtige zu finden. Da bedarf es guter Beratung durch Banken und Sparkassen. Wie gut die in der Region wirklich ist, haben wir getestet. Wir haben uns an acht Banken und Sparkassen gewandt und nach deren Ratschlägen für eine Anlage von 20 000 Euro gefragt - für einen risikoscheuen, einen risikoneutralen und einen risikofreudigen Sparer.

Anlagetyp 1: Risikoscheu

Bei der Volksbank Leverkusen will der Mitarbeiter zunächst wissen, was meine Anlageziele sind - ob ich Geld sparen, fürs Alter vorsorgen oder später eine Immobile bauen oder kaufen will. Ich möchte mehr Ertrag, somit kommen auch Wertpapiere in Frage, aber da kenne ich mich nicht aus, und Risiko mag ich auch nicht. Der Berater hört das - und stellt mir drei Aktienfonds vor, die ein nach seinen Angaben geringes Risiko bergen. Immerhin, er erklärt detailgenau und für Laien verständlich, tut das Gleiche bei Immobilienfonds, protokolliert sauber. Fazit: Der Mann war ein guter Verkäufer und hat mich überzeugt, dass man mit Risikoscheu allein kein Geld verdienen kann.

Auch bei der Sparkasse Krefeld beginnt das Gespräch mit einem Finanz-Check: Vermögen, Einkommen, Versicherungen, Altersvorsorge, Pläne für die nahe Zukunft und mögliche Geldanlagen. Zeitweise habe ich das Gefühl, ich bin in einer Lebensberatung und nicht in einer Bank. Als wir schließlich auf die möglichst sinnvolle Verwendung der 20 000 Euro kommen, wird nur eine Möglichkeit angeboten: Ich kann ein Konto anlegen, der Zinssatz lässt aber zu wünschen übrig. Über Wertpapiere kann die Dame mich nicht aufklären, dafür muss ich einen gesonderten Termin vereinbaren. Das zweistündige Gespräch wird mit allen Details protokolliert. Fazit: Alles sauber. Aber die Beratung taugt eher für Vorsorge als für kurzfristige Geldanlage.

Bei der Direktbank ING Diba beginnt die Beratung beim ersten Telefonkontakt. Die Dame will überhaupt nicht wissen, um welche Summe es geht. Ihre Optionen: Tages-, Festgeld oder die Kombination aus beidem. Empfehlungen: Fehlanzeige. Als ich das Thema Aktien anspreche, leitet sie mich an die Wertpapierabteilung weiter. Anstatt mich zu beraten, verweist der Experte dort auf die Website und erklärt mir, wie ich passende ETFs (Exchange Traded Funds) finden kann. Für Laien verständlich ist das nicht. Zwar bekomme ich Unterlagen zugeschickt, durch diese und durch das 30-minütige Telefongespräch werde ich aber nicht schlauer. Echte Beratung war das nicht.

Anlagetyp 2: Mittleres Risiko

Bei der Volksbank Mönchengladbach macht die Beraterin nicht nur mit mir einen Finanz- und Versicherungscheck - sie will von mir auch Infos über meinen Partner haben und lädt uns gleich zu einem gemeinsamen Gespräch ein: "Vielleicht können wir ihm etwas Günstiges anbieten." Sie erzählt mir zu viel über die Bank selbst, über Versicherungen, Kontowechsel - da bleibt in dem 1,5-Stunden-Gespräch viel zu wenig Zeit für die Anlagenberatung. Sie erklärt die Begriffe nicht für Laien verständlich, und auch die Risikoeinschätzung läuft eher spärlich ab: Sie malt einen Baum mit Äpfeln (Rendite) und einer Leiter (Risiko-stufen) und fragt mich, wo ich mich sehe. Ich sage: etwa in der Mitte. Sie rät mir zu einem Zweitgespräch, in dem wir über Altersabsicherung, Riester und Versicherungen sprechen sollen. Material und mehrere Anlageempfehlungen - Aktienfonds mit regelbasierter Steuerung, einmal mit mäßigen und hohem Risiko, dazu eine fondsgebundene Rentenversicherung - gibt sie mir mit. Ich soll mir die Kombination überlegen - dabei verstehe ich nicht mal, was die Einzelteile beinhalten. Ich muss viermal nachfragen, warum ich monatlich zahlen soll, bis sie mir die Erklärung liefert, es sei sicherer für mich. Fazit: Die Beratung finde ich zu schnell und unübersichtlich.

Bei der Deutschen Bank in Neuss ist schon die Terminvereinbarung aufgrund von IT- und internen Kommunikationsproblemen eine Herausforderung. Erst rissen sich mehrere Frauen darum, mich zu beraten, und am Ende saß ich dann doch mit zwei Männern da. Die Beratung ist in Ordnung. Die Mitarbeiter unterziehen mich einem Risiko-Check. Ich werde mit mittlerem Risiko eingestuft, weshalb sie mir eine "Best of Two" - Strategie empfehlen: Zum Anfang investiere ich je 50 Prozent in Aktien und Renten. Das Modell ändert sich je nach Trend (im Extremfall nur Aktien oder nur Renten). Das Verlustrisiko sei klein, ich könne nur einen Teil meines Vermögens verlieren, beruhigen sie mich.

Am Ende bitten die Männer offen um Werbung. Ich würde eine Bohrmaschine von Bosch bekommen. Ich sage: "Was will ich denn mit einer Bohrmaschine", und sie klären mich darüber auf, dass es noch andere Produkte gäbe. Als mich die Banker beim Abschied, also quasi im Hinausgehen, noch zum Thema Versicherungen beraten, fühle ich mich überrumpelt. Fazit: Beratung ordentlich, aber einiges stört: Terminprobleme, Werbebotschaft und Versicherungs-Kurzberatung.

Anlagetyp 3: Risikofreudig

Zugegeben: Bei der Sparkasse Wermelskirchen halte ich mich mit Informationen zurück. Meine Vermögenssituation will ich nicht aufschlüsseln, meine Gehaltsabrechnung nicht gleich vorlegen. Aber für eine Anlageberatung ist das, was ich bekomme, trotzdem zu wenig. Die Beraterin sagt, das Institut biete keine punktuelle Beratung an. Sie erwähnt einen Sparkassenbrief, ein Aktiendepot, einen Fonds - konkreter wird's nicht. Ein Beratungsprotokoll könne sie auch nicht beim ersten Gespräch erstellen. Infomaterial gibt sie mir nicht mit - auch nicht auf Nachfrage. Das Gespräch ist nach nicht einmal 30 Minuten beendet. Der angekündigte Wertpapier-Berater ist gar nicht gekommen. Sehr dürftig.

Commerzbank Geldern - der übliche Finanz-Check. Die Beraterin schlägt "Vermögensmanagement" vor: Ein Verwalter teilt das Geld auf verschiedene Anlageformen auf. Die Risikokategorie kann frei gewählt werden, die Gebühr hängt vom gewählten Profil ab. Die Beraterin betont die Risiken der Anlageform und fragt gezielt nach meiner Angst vor möglichen Verlusten. Das ist in Ordnung. Weniger gut: Das Gespräch findet nicht in einem separaten Raum statt, der Kunde am Nachbartisch kann Details mithören. Zudem reagiert die Beraterin sehr verwundert auf meine Frage, ob sie ein Beratungsprotokoll erstellen könne. Das sei jetzt noch nicht notwendig. Das trübt den Eindruck.

Einen Einstieg nach Maß habe ich bei der Volksbank am Niederrhein in Moers. Der Kundenberater stellt sich und die Bank ausführlich vor - das schafft Vertrauen. Der Mann hört sehr aufmerksam zu, redet nur über Dinge, die ich wünsche, akzeptiert, dass ich meine Vermögenszusammensetzung nicht gleich vollständig aufschlüsseln möchte. Nach meiner beruflichen Situation, meinen Anlagezielen und meinen Sicherheiten fragt er aber. Er empfiehlt mir einen Aktienfonds, bei dem in dividendenstarke internationale Unternehmen investiert wird. Der Fonds enthält eine Schutzkomponente, um Verluste abzumildern. Der Berater fragt immer wieder, ob ich Fachbegriffe verstünde und ob ich Fragen hätte. Zudem weist er mich mehrfach ausdrücklich auf das erhöhte Risiko hin. Wir reden bis in die Mittagspause, mein Gesprächspartner hat noch weitere Anlagen, gibt mir viel Info-Material zum Fonds mit. So ist Beratung überzeugend.

(RP)
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