Düsseldorf So gut sind Bankberater

Düsseldorf · Wie legt man 20 000 Euro an? Wir haben mehrere Institute getestet. Ergebnis unserer Untersuchung: Die Qualität schwankt extrem.

In Zeiten niedriger Zinsen zweifeln viele Anleger an ihrer Strategie, im Anlage-Dschungel das Richtige zu finden. Da bedarf es guter Beratung. Wie gut die in der Region wirklich ist, haben wir getestet. Wir haben uns an sechs Banken in der Region gewandt und nach deren Ratschlägen für eine Anlage von 20 000 Euro gefragt.

Anlagetyp 1: Risikoscheu

Bei der Sparkasse Krefeld beginnt das Gespräch mit einem Finanz-Check: Vermögen, Einkommen, Versicherungen, Altersvorsorge, Pläne für die nahe Zukunft und mögliche Geldanlagen. Als wir schließlich auf die möglichst sinnvolle Verwendung der 20 000 Euro kommen, wird nur eine Möglichkeit angeboten: Ich kann ein Konto anlegen, der Zinssatz lässt aber zu wünschen übrig. Das zweistündige Gespräch wird mit allen Details protokolliert. Alles sauber. Aber die Beratung taugt eher für Vorsorge.

Bei der Direktbank ING Diba beginnt die Beratung beim ersten Telefonkontakt. Die Dame will überhaupt nicht wissen, um welche Summe es geht. Ihre Optionen: Tages-, Festgeld oder die Kombination aus beidem. Empfehlungen: Fehlanzeige. Als ich das Thema Aktien anspreche, leitet sie mich an die Wertpapierabteilung weiter. Anstatt mich zu beraten, verweist der Berater dort auf die Website und erklärt mir, wie ich passende ETFs (Exchange Traded Funds) finden kann. Für Laien verständlich ist das nicht. Zwar bekomme ich Unterlagen zugeschickt, durch diese und durch das 30-minütige Telefongespräch werde ich aber nicht schlauer. Echte Beratung war das nicht.

Anlagetyp 2: Mittleres Risiko

Bei der Volksbank Mönchengladbach macht die Beraterin nicht nur mit mir einen Finanz- und Versicherungscheck - sie will von mir auch Infos über meinen Partner haben und lädt uns gleich zu einem gemeinsamen Gespräch ein: "Vielleicht können wir ihm etwas Günstiges anbieten." Sie erzählt mir zu viel über die Bank selbst, über Versicherungen, Kontowechsel - da bleibt in dem 1,5-Stunden-Gespräch viel zu wenig Zeit für die Anlagenberatung. Sie erklärt die Begriffe nicht für Laien verständlich, und auch die Risikoeinschätzung läuft eher spärlich ab. Material und mehrere Anlageempfehlungen - Aktienfonds, fondsgebundene Rentenversicherung - gibt sie mir mit. Ich soll mir die Kombination überlegen. Dabei verstehe ich nicht mal die Einzelteile. Die Beratung finde ich zu schnell und unübersichtlich.

Bei der Deutschen Bank in Neuss ist zwar die Terminvereinbarung schwierig, aber die Beratung in Ordnung. Die Mitarbeiter unterziehen mich einem Risiko-Check. Ich werde mit mittlerem Risiko eingestuft, weshalb sie mir eine "Best of Two" - Strategie empfehlen: Zum Anfang investiere ich je 50 Prozent in Aktien und Renten. Das Modell ändert sich je nach Trend (im Extremfall nur Aktien oder nur Renten). Das Verlustrisiko sei klein, ich könne nur einen Teil meines Vermögens verlieren, beruhigen sie mich. Am Ende bitten sie offen um Werbung, und sie überrumpeln mich im Hinausgehen mit Versicherungsberatung. Das stört.

Anlagetyp 3: Risikofreudig

Zugegeben, ich bin geizig mit Infos, aber bei der Sparkasse Wermelskirchen ist die Anlageberatung trotzdem dürftig. Die Frau sagt, das Institut biete keine punktuelle Beratung an. Sie erwähnt einen Sparkassenbrief, ein Aktiendepot, einen Fonds - konkreter wird's nicht. Ein Beratungsprotokoll könne sie auch nicht beim ersten Gespräch erstellen. Infomaterial gibt sie auch auf Nachfrage nicht mit. Das Gespräch dauert kaum 30 Minuten.

Einen Einstieg nach Maß habe ich bei der Volksbank am Niederrhein in Moers. Der Kundenberater stellt sich und die Bank ausführlich vor - das schafft Vertrauen. Der Mann hört sehr aufmerksam zu, fragt nach meiner beruflichen Situation, meinen Anlagezielen und meinen Sicherheiten. Er empfiehlt mir einen Aktienfonds mit dividendenstarken internationalen Titeln. Der Fonds enthält eine Schutzkomponente, um Verluste abzumildern. Der Berater fragt immer wieder, ob ich Fachbegriffe verstünde und ob ich Fragen hätte. Er weist mich mehrfach ausdrücklich auf das erhöhte Risiko hin. Wir reden bis in die Mittagspause, er hat noch weitere Anlagen im Kopf, gibt mir umfangreiches Info-Material zum Fonds mit. So ist Beratung überzeugend.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort