Marktführer aus Schweden Musik-Streamingdienst Spotify wagt Gang an die Börse

San Francisco/New York · Der weltgrößte Musik-Streamingdienst Spotify geht an die Börse. Das schwedische Unternehmen wählt im Gegensatz zu vielen anderen Technologiekonzernen den Weg der Direktplatzierung, das Finanzmarktdebüt bringt somit kein frisches Geld.

Wann genau Spotify an die Börse geht, ist noch nicht bekannt.

Wann genau Spotify an die Börse geht, ist noch nicht bekannt.

Foto: dpa

Stattdessen werden Anteile in Aktien umgewandelt. Damit ist zunächst auch unklar, welchen Börsenwert der Konkurrent von Apple Music und den Angeboten von Google, Amazon und Pandora haben dürfte. Basierend auf der jüngsten Finanzierungsrunde wird Spotify mit rund 19 Milliarden Dollar bewertet. Bisher hat das vor zwölf Jahren gegründete Unternehmen noch nie schwarze Zahlen geschrieben.

Im Rahmen des am Mittwochabend eingereichten IPO-Antrags bei der US-Börsenaufsicht SEC gab Spotify erstmals einen ausführlichen Einblick in seine Geschäftszahlen. Demnach weitete sich der Verlust im vergangenen Jahr vor allem wegen Kosten im Zusammenhang mit einer Milliarden-Anleihe um mehr als das Doppelte auf 1,235 Milliarden Euro aus, während der Umsatz um 39 Prozent auf 4,09 Milliarden Euro stieg.

71 Millionen Abonnenten

Auf dem Musik-Streamingmarkt ist das in 61 Ländern aktive Unternehmen unangefochtener Marktführer mit 71 Millionen Abonnenten. Im Gegensatz zu Apple bieten die Schweden auch einen werbe-unterstützten Stream an und kommen damit auf monatlich rund 159 Millionen aktive Nutzer. Im Börsenprospekt äußerte die Firma die Hoffnung, hier weitere "traditionelle" Radiohörer für sich gewinnen zu können. Apple kommt derzeit auf 36 Millionen Abonnenten und Amazon Music Unlimited auf 16 Millionen.

Die Ambitionen von Spotify sind groß: "Wir glauben an die Universalität von Musik, die uns die Gelegenheit gibt, viele der mehr als 3,6 Milliarden Internetnutzer weltweit zu erreichen."

Bei dem ungewöhnlichen Verfahren einer Direktplatzierung werden keine Konsortialführer benötigt, was dem Unternehmen hohe Gebühren erspart. Die Aktien werden dabei ohne das übliche Preisbildungsverfahren direkt an der Börse registriert. Spotify will seine Papiere an der New Yorker Börse unter dem Symbol "SPOT" notieren lassen.

Beim Emissionserlös ist zunächst ein Betrag von bis zu einer Milliarde Dollar als Platzhalter angegeben. Reuters-Berechnungen zufolge wäre es dann der größte Börsengang eines schwedischen Unternehmens seit der Telekomfirma Telia vor 18 Jahren. Bei einer Direktplatzierung sind die bestehenden Eigner nicht an eine Haltefrist gebunden, die sie davon abhält, gleich zum Börsengang ihre Anteile zu verkaufen. Dies könnte nach Einschätzung von Beobachtern zu starken Kursschwankungen führen.

Konkurrenz heißt Apple und Amazon

Wann genau Spotify an die Börse geht, ist derzeit noch unklar. Schätzungen der internationalen Musikorganisation IFPI zufolge zogen die Streaming-Umsätze 2016 um 60 Prozent an. Trotzdem weisen Experten auf die Unsicherheiten im Geschäftsmodell und die scharfe Konkurrenz hin.

Spotify befinde sich im Wettbewerb mit Unternehmen wie Apple und Amazon, die niemals auch nur einen Cent mit ihrem Musikgeschäft verdienen müssten, sagte Larry Miller von der Steinhardt School der New York University. Der Portfolio-Manager Dan Morgan von Synovus Trust stellte die Frage, wie schnell Spotify überhaupt profitabel werden könne.

Das Beispiel des deutschen Musik-Streamingdiensts Soundcloud zeigt, wie schwer es ist, auf dem umkämpften Markt zu bestehen. Der einstmals weltweit beliebtesten kostenlosen Musik-Streaming-App wäre im vergangenen Jahr fast das Geld ausgegangen, bevor das in Berlin ansässige Unternehmen im August doch noch frisches Kapital erhielt. 40 Prozent der Mitarbeiter wurden entlassen. Nun soll ein neues Management-Team die Firma wieder in die Erfolgsspur bringen.

(gaa)
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