Essen Staatsanwalt fordert für Middelhoff drei Jahre Haft

Essen · Im Prozess gegen den ehemaligen Arcandor-Chef Thomas Middelhoff haben die Staatsanwälte drei Jahre und drei Monate Gefängnis wegen schwerer Untreue beantragt. Der 61-Jährige habe seine Treuepflichten verletzt und dem inzwischen pleitegegangenen Konzern in 44 Fällen geschadet. Middelhoff habe den früheren Karstadt-Quelle-Konzern "nach Gutdünken" mit Kosten seiner zahlreichen externen Nebentätigkeiten belastet, sagte Staatsanwalt Helmut Fuhrmann in seinem Plädoyer vor dem Essener Landgericht.

Hauptsächlich geht es um Flüge mit Chartermaschinen, die von Arcandor bezahlt wurden, nach Auffassung der Ankläger aber ganz oder teilweise privat veranlasst waren, und deren Kosten aus ihrer Sicht deshalb Middelhoff hätte tragen müssen. So habe der Manager in New York regelmäßig sein Aufsichtsratsmandat bei der "New York Times" wahrgenommen. Wenn sich Middelhoff auf Termindruck und Zeitnot berufe - so hatte der Ex-Konzernchef argumentiert - sei dies in vielen Fällen aber nicht Arcandor anzulasten, sondern seinen zahlreichen externen Mandaten, argumentierte die Staatsanwaltschaft. Auch eine Festschrift und ein Symposium für den früheren Bertelsmann-Vorstandsvorsitzenden Mark Wössner hätten keinen Nutzen für das notleidende Unternehmen Arcandor gehabt, sagte Fuhrmann gestern.

Middelhoff hatte die Vorwürfe der Ankläger stets zurückgewiesen. Sein Verteidiger kündigte an, in der kommenden Woche auf Freispruch plädieren zu wollen. Vermutlich wird das Urteil am 12. November verkündet.

(dpa)
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