Düsseldorf Start-up will mit Stecker Autos intelligent machen

Düsseldorf · Mit "Pace" kann man sich per Smartphone eine Vielzahl von Fahrdaten anzeigen lassen. Aber braucht man das wirklich?

Das kennt wohl jeder: Man fährt, keine Tankstelle in Sicht, plötzlich leuchtet auf dem Armaturenbrett eine Warnleuchte. Und jetzt? Der eine sucht über das Handy bei Google, der andere schlägt in der Anleitung nach, was das Licht bedeuten könnte. "Aber wirkliche Transparenz gibt es nicht", sagt Martin Kern: "Das wollen die Auto-Hersteller ja gar nicht. Die wollen, dass man in die Werkstatt fährt."

Praktischerweise hält Kern die Lösung in der Hand: Pace. Ein kleiner Stecker, der im Auto unterhalb des Lenkrads an der sogenannten ODB-2-Schnittstelle angeschlossen wird und dann an das Smartphone all jene Informationen übermittelt, die man braucht - also auch, was sich genau hinter der Fehlermeldung verbirgt und wie gefährlich diese ist.

Das 2015 in Karlsruhe gegründete Start-up Pace Telematics will Autos (bzw. zumindest fast alle ab Baujahr 1996) intelligent machen. Denn etwa 95 Prozent der Fahrzeuge in Deutschland sind dies laut Aussage von Pace-Chef Kern noch nicht, auch wenn viele Hersteller in ihre neuen Fahrzeuge entsprechende Lösungen einbauen: "Dabei wissen auch ältere Fahrzeuge extrem viel - nur der Fahrer erfährt davon wenig, weil es keine Transparenz gibt."

Mit dem kleinen Stecker und der dazugehörigen App lassen sich bei der Fahrt viele Daten des Fahrzeugs wie etwa der Verbrauch anzeigen, das System empfiehlt, wann man aus ökologischen Gründen schalten sollte - und bei einem Unfall wird automatisch ein Notruf abgesetzt.

"Das System muss für den Nutzer den maximalen Mehrwert bringen, damit er es sich freiwillig ins Auto steckt", sagt Martin Kern. Der ehemalige Unternehmensberater weiß, wie man den Fahrzeug-Markt verändern, zuvor war er Chef des Online-Autoreifen-Shops Tirendo.

Nach einigen Testfahrten stellt sich dennoch die Frage, ob ein Privatkunde den knapp 120 Euro teuren Stecker wirklich braucht. Funktionen wie das elektronische Fahrtenbuch sind nett, aber bislang kam man ja schließlich auch ohne klar.

Dass das Start-up trotzdem inzwischen auf einen zweistelligen Millionenbetrag taxiert wird, liegt daher wohl eher an dem Potenzial in anderen Bereichen: "Versicherungen könnten Pace zum Beispiel in Verbindung mit einem Telematik-Tarif anbieten", sagt Martin Kern. Auch für Werkstättenbetreiber sei es ein interessantes Kundenbindungselement. Sie könnten sich die Erlaubnis holen, auf die Daten zugreifen zu dürfen und den Kunden dann zum Beispiel an Inspektionstermine erinnern.

(frin)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort