Düsseldorf Start-ups wollen 50.000 Jobs schaffen

Düsseldorf · Die Digitalbranche wächst in Deutschland. Allein an Rhein und Ruhr gibt es inzwischen 600 Start-ups, wie eine Studie zeigt. Nordrhein-Westfalen wird immer mehr zur Gründungsregion. Mit der Politik sind die Gründer aber unzufrieden.

Berlin bleibt Deutschlands Digital-Hauptstadt, aber Nordrhein-Westfalen holt auf. Inzwischen kommen 15,1 Prozent der Start-ups in Deutschland aus NRW - nur in der Bundeshauptstadt und in Bayern gibt es im Ländervergleich mehr Gründer. Besonders stark ist hierzulande die Rhein-Ruhr-Region. Insgesamt 600 Start-ups - jede zehnte deutsche Digital-Gründung - haben hier ihren Sitz. Das geht aus dem "Deutschen Startup Monitor" hervor, den der Bundesverband Deutsche Start-ups, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und die Hochschule für Wirtschaft und Recht (Berlin) vorgestellt haben. Für die dritte Auflage wurden bundesweit Gründer befragt.

Die Studie vermittelt einen genauen Blick in die Szene - und auf die, die sich dort tummeln. Der typische Gründer ist demzufolge 29,1 Jahre alt, wenn er sich selbstständig macht, männlich und deutscher Staatsbürger. Nur 13 Prozent der Gründer sind Frauen. Der Durchschnittsgründer finanziert sein Unternehmen in der weit überwiegenden Zahl der Fälle mit eigenen Ersparnissen (79,9 Prozent), ein Drittel greift zusätzlich jeweils auf staatliche Fördermittel, Business Angels oder das Geld von Freunden und Familie zurück. Erfreulich für die Politik: 92,6 Prozent aller Gründer gehen zur Wahl - knapp ein Drittel würde FDP bzw. CDU wählen. Die SPD kommt dagegen nur auf 13,3 Prozent, die Grünen erreichen immerhin 18,9 Prozent.

Viele der Gründer haben bereits erste Erfahrungen gesammelt, etwa indem sie zuvor schon ein Unternehmen gegründet hatten (48,6 Prozent). Seriengründer wie die Samwer-Brüder, die mit ihrer Start-up-Schmiede Rocket Internet neue Unternehmen am Fließband gründen, sind jedoch eher die Ausnahme. Nur jeder Fünfte hat schon mehr als ein Start-up gegründet.

Gründer wagen den Schritt in die Selbstständigkeit oft jedoch nicht allein, sondern als Team. Deutschlandweit sind es 77,9 Prozent der Gründer, die sich für diese Variante entscheiden. In der Region Rhein-Ruhr liegt der Anteil mit 78,3 Prozent sogar leicht darüber.

Und die Gründer bleiben nicht unter sich: Allein in der Rhein-Ruhr-Region arbeiten 9000 Beschäftigte für Start-ups. Im Schnitt beschäftigt damit jedes Unternehmen 15 Mitarbeiter. Und es sollen noch mehr werden. 4200 neue Jobs sollen in der Region innerhalb der kommenden zwölf Monate entstehen, deutschlandweit sind es sogar 50.000 Stellen. Bundesweit entspricht dies einer Aufstockung um etwa 50 Prozent. "Start-ups bauen ihre Funktion als Jobmotor aus", sagte der Verbandsvorsitzende Florian Nöll.

Um weiter wachsen zu können, sind die Jungfirmen auf Kapital angewiesen. 1,1 Milliarden Euro an Wagniskapital benötigen sie laut der Studie. Erst kürzlich hatte die Bundesregierung ihre Eckpunkte zur Förderung der Finanzierung innovativer Jungfirmen vorgestellt. "Der große Wurf ist dabei nicht erkennbar", betonte Nöll. Vor allem bei Finanzierungen ab einem zweistelligen Millionenbetrag gebe es in Deutschland Nachholbedarf.

Entsprechend unzufrieden sind die Gründer mit der Politik. Die Leistungen der Bundesregierung bewerteten die 1000 Teilnehmer an der Umfrage mit der Note "ausreichend". Die NRW-Landesregierung schnitt genauso ab und liegt damit im Vergleich der Bundesländer zusammen mit Rheinland-Pfalz auf dem letzten Platz. Für den Digitalbeauftragten des NRW-Wirtschaftsministeriums, Tobias Kollmann, ist das schlechte Abschneiden jedoch nicht verwunderlich: Die Befragung der rund 2000 Personen in Deutschland fand von April bis Mai statt, NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) stellte die Strategie zur Förderung der digitalen Wirtschaft erst im Juni vor. "Deswegen konnte dieser positive Impuls überhaupt nicht gemessen werden", so Kollmann. Das Gründungsklima habe sich deutlich verbessert. Es gehe ein digitaler Ruck durch das Land, auch wenn sich dieser noch nicht in Umfrageergebnissen widerspiegele: "Beim nächsten Mal können und sollten die Ergebnisse deutlich besser ausfallen."

(frin)
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