Düsseldorf Startschuss für sechs Digitalhubs in NRW

Düsseldorf · In Kooperationszentren sollen ab heute Traditionsfirmen und Start-ups zusammengeführt werden: in Düsseldorf und fünf anderen NRW-Städten. Viele Unternehmen machen mit, doch nicht überall ist die Umsetzung perfekt.

Braucht die NRW-Wirtschaft einige Millionen Euro der Landesregierung, damit die Digitalisierung vorankommt? Das kommt auf den Standpunkt an. Die Düsseldorfer Metro stellte noch am Montag intern zehn großzügig unterstützte Jungfirmen vor - der Riesenkonzern kommt gut alleine aus. Haniel aus Duisburg investiert 50 Millionen Euro in innovative Firmen - kein Pappenstiel. Die Telekom pumpt Milliarden in digitale Netze. Und auch der 140 Jahre alte Dax-Konzern Henkel hat den Trend der Zeit erkannt: In den nächsten Jahren fließen bis zu 150 Millionen Euro in Beteiligungen bei Gründerfirmen - Henkel will Ideen aufsaugen und junge Leute an sich binden.

Auf viel niedrigerem Niveau will nun auch die Landesregierung unterstützen, dass sich Traditionsfirmen und Start-ups gegenseitig befruchten. 12,5 Millionen Euro fließen in den nächsten Jahren in sechs "Hubs der digitalen Wirtschaft" in NRW. Beim Aufbau der gestern vorgestellten Vermittlungsstellen hat Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) einen klugen Schachzug gemacht: Das Geld gibt es nur, wenn lokale Partner genauso viel in die Kasse zahlen wie das Land.

Als Ergebnis traten beispielsweise dem Digitalhub Aachen e.V. mehr als 100 Firmen und Institutionen bei - auch der Marmeladenhersteller Zentis und ein großes Möbelhaus mischen neben der RWTH mit. "Unser Ziel ist, gute Geschäfte zu organisieren", sagt Oliver Grün vom Vorstand des Hubs, "da können sich traditionelle Firmen und Gründer gut die Bälle zuspielen."

Ähnlich soll es in Düsseldorf laufen. Hier gehören mehrere Hochschulen und IHKs der Region zu den Förderern, aber auch Huawei, Ergo, die Stadtwerke oder die 134 Jahre alte Teekanne. Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone, erklärt, warum seine Firma mitmacht: "Abseits der Unternehmenshierarchien können Start-ups wahre Impulsgeber sein: sie haben es leichter, aus Denkmustern auszubrechen und schnell und einfach neue Lösungen und Produkte zu entwickeln."

Doch so vernünftig die Gründung der Hubs ist, so sehr kommt es auf die Umsetzung an: In Aachen wird der Hub wohl automatisch ein Erfolg werden, weil die Hochschule viele talentierte Ingenieure hervorbringt. Der Hub in Düsseldorf profitiert von den spritzigen Anführern Peter Hornik und Klemens Gaida. Hornik erzählte bei der gestrigen Präsentation, wie Teekanne, Henkel und der Flughafen bei einem Workshop konzerninterne Daten mitbrachten, aus denen die Teilnehmer dann Ideen für neue Angebote entwickelten. "Anzugträger und Turnschuhträger haben sich gut ergänzt."

Gleichzeitig sorgen aber politische Rücksichtnahmen auch für Probleme: Das Ruhrgebiet bewarb sich aus Sorge vor Konkurrenz als Einheit - jetzt ist eine Konzentration schwierig. Köln beharrte trotz einer nur schwachen Idee auf einem eigenen Projekt - also werden jetzt sechs statt der ursprünglich geplanten fünf Hubs bezahlt. Der Düsseldorfer CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek meint dazu: "Die Hub-Idee ist gut, aber es wird zu sehr in regionalen Egoismen gedacht. So hätte man Düsseldorf und Köln zusammenlegen können."

(RP)
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