Handelskette in Insolvenz Strauss schließt 31 Filialen in NRW

Langenfeld · Der Versuch des Insolvenzverwalters, noch einmal einen Investor für die Handelskette Strauss Innovation zu finden, ist gescheitert. Spätestens Ende Februar schließen die letzten Filialen des 114 Jahre alten Unternehmens, 31 davon in NRW.

Das ist Strauss Innovation
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Nach drei Insolvenzanträgen und ebenso vielen Versuchen, mit einem neuen Investor doch wieder auf die Beine zu kommen, steht die Handelskette Strauss Innovation vor dem Aus. Insolvenzverwalter Dirk Andres teilte gestern mit, er werde den Geschäftsbetrieb "stufenweise einstellen und mit dem Abverkauf beginnen". Das habe er den rund 670 Beschäftigten in den 57 Filialen und der Hauptverwaltung in Langenfeld mitgeteilt. Spätestens Ende Februar schließt die letzte Niederlassung. Am Donnerstag war das Insolvenzverfahren eröffnet worden..

Nach derzeitigem Stand wird der Geschäftsbetrieb in den meisten Filialen bis Ende Februar des kommenden Jahres aufrechterhalten werden. Dies gilt laut Andres auch für die Filialen, deren Mietvertrag schon zum Jahresende gekündigt ist (siehe Info). Hier verhandelt Andres mit den jeweiligen Vermietern darüber, ob der Geschäftsbetrieb über Silvester hinaus für einige Wochen verlängert werden kann, damit die verbliebenen Waren verkauft werden können. Gelingt das nicht, ist am 31. Dezember Schluss. Die Verhandlungen über Interessenausgleich und Sozialplan sollen nach Angaben des Insolvenzverwalters in der kommenden Woche beginnen.

Strauss hatte Ende September zum dritten Mal binnen knapp drei Jahren einen Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen, das ein Sortiment mit einer Mischung aus Textilien, Lebensmitteln und Kurzwaren anbietet, war im vergangenen Jahr von der Deutschen Mittelstandsholding (DMH, Frankfurt) übernommen worden. 20 von 77 Niederlassungen waren geschlossen, mehr als 500 Arbeitsplätze abgebaut worden. Ein Jahr zuvor hatte Strauss über ein Schutzschirmverfahren versucht, die drohende Insolvenz in Eigenregie abzuwenden. Zwischendurch war seinerzeit ein Investor gefunden worden, doch die Beteiligungsgesellschaft Mühleck Family Office aus der Nähe von Würzburg war bald wieder abgesprungen - angeblich mit dem Argument, man sei über die Umsatzchancen bei Strauss getäuscht worden.

Ende eines Traditionsunternehmens

Jetzt will gar niemand mehr Geld geben. Trotz intensiver Bemühungen sei kein Investor gefunden worden, der Unternehmen und Belegschaft übernehme, teilte Insolvenzverwalter Andres mit und erklärte: "Ohne die Unterstützung durch einen oder mehrere Investoren ist es uns aufgrund von wirtschaftlichen und insolvenzrechtlichen Vorgaben nicht möglich, Strauss Innovation dauerhaft weiterzuführen."

Damit endet die Geschichte eines Traditionsunternehmens, das vor 114 Jahren in Düsseldorf gegründet worden ist - als Geschäft für Kurz-, Weiß- und Wollwaren durch die Eheleute Heinrich und Maria Strauss. In den folgenden Jahrzehnten wuchs das Unternehmen beständig, expandierte quer durch Deutschland. 2008 wagte Strauss den Schritt ins Ausland.

Doch noch im gleichen Jahr tauchten Probleme auf. Der Finanzinvestor EQT übernahm Strauss, das damals schon in der Krise steckte. Die Skandinavier schlossen insgesamt 15 Niederlassungen, bauten mehr als 400 Stellen ab (seinerzeit mehr als ein Viertel aller Arbeitsplätze bei Strauss) und installierten die britische Handelsmanagerin Paula Minowa als neue Chefin des Konzerns. Aber auch mit ihr ging es nicht mehr bergauf. Es folgten der Verkauf an den nächsten Finanzinvestor, weitere Filialschließungen, weiterer Stellenabbau - alles ohne Erfolg.

Diese Strauss-Filialen in NRW schließen (Liste nach Homepage des Unternehmens)

  • Bergisch Gladbach
  • Bonn Bad Godesberg
  • Dortmund
  • Düsseldorf (3)
  • Essen
  • Frechen
  • Grevenbroich
  • Haan
  • Hilden
  • Kleve
  • Köln (6)
  • Krefeld (2)
  • Langenfeld
  • Leverkusen
  • Mettmann
  • Moers
  • Mülheim an der Ruhr
  • Münster
  • Neuss
  • Ratingen
  • Recklinghausen
  • Siegburg
  • Viersen
(RP)
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