Koblenz Streiks bei Amazon bis Heiligabend

Koblenz · Der Konzern wickelt Bestellungen über Polen ab, um pünktlich zu liefern.

Der Tarifstreit zwischen dem Online-Händler Amazon und der Gewerkschaft Verdi wird schärfer. Der zunächst auf drei Tagen begrenzte Streik wird an fünf Standorten zum Teil bis Weihnachten fortgesetzt. Das kündigte Verdi gestern auf einer Kundgebung in Koblenz an. In den Versandzentren Rheinberg, Werne (beide NRW), Bad Hersfeld (Hessen) und Leipzig (Sachsen) legen Beschäftigte bis Samstag die Arbeit nieder. In Graben (Bayern) wird bis Heiligabend gestreikt, in Koblenz sollte der Ausstand in der Nacht beendet werden.

Gewerkschaftsangaben zufolge beteiligten sich gestern rund 2600 Beschäftigte an den Streiks, insgesamt arbeiten in den neun Logistikzentren derzeit etwa 20 000 Mitarbeiter. Amazon bekräftigte gestern, alle bis Montagmittag um 12 Uhr bestellten Waren würden vor Weihnachten noch geliefert. Der Konzern verwies auf sein europaweites Netz mit 28 Standorten. Vor allem über Polen, wo Amazon im Herbst drei neue Zentren eröffnet hat, werden derzeit Teile des deutschen Geschäfts abgewickelt. Vertreter der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc nahmen gestern in Leipzig an einer Kundgebung teil.

Die rheinland-pfälzische Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) forderte in Koblenz Amazon dazu auf, sich an den Verhandlungstisch zu begeben: "Gespräche zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber schaden niemandem, aber keine Gespräche schaden allen." Dies hatte der Konzern bisher verweigert und betont, man sei Logistiker. Verdi fordert eine Bezahlung nach Einzelhandelstarif. Am Freitag treffen sich die Streikenden zu einer weiteren Kundgebung, an der auch Verdi-Chef Frank Bsirske teilnehmen wird.

Aus Rheinberg am Niederrhein nahmen gestern 200 Mitarbeiter an der Kundgebung in Koblenz teil. "Wir erwarten Gesprächsbereitschaft", sagte Jörn Schüring, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, unserer Zeitung. "Dann könnte man auch über einen Haustarifvertrag sprechen." In Rheinberg sind derzeit 3500 Mitarbeiter beschäftigt, davon rund 1700 Saisonkräfte für das Weihnachtsgeschäft. 1800 Mitarbeiter sind fest angestellt, davon 1200 unbefristet.

(RP)
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