Düsseldorf Streit um Fluggast-Kontrolleure schürt Angst vor Streiks

Düsseldorf · Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi haben es die Arbeitgeber in der Hand, Arbeitskämpfe noch abzuwenden.

Es war der Großkonflikt des vergangenen Jahres: Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi rief Anfang 2013 die Beschäftigten des privaten Sicherheitsgewerbes in NRW an mehreren Tagen dazu auf, die Flughäfen zu bestreiken. Mehr als 1000 Flüge mussten im Laufe der Auseinandersetzung gestrichen werden. Durch die oft kurzfristigen Ankündigungen konnten die Arbeitgeber nur schwer reagieren. An den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn ging zeitweise gar nichts mehr. Erst Landesschlichter Bernhard Pollmeyer schaffte es im April, in den festgefahrenen Konflikt Bewegung zu bringen. Am Ende gelang es Verdi, mit der unnachgiebigen Haltung deutlich höhere Löhne im privaten Sicherheitsgewerbe durchzusetzen. Zusätzlich wurde auf Bundesebene ein Manteltarifvertrag vereinbart, der bessere Arbeitsbedingungen beinhaltete.

Nun droht sich die Geschichte zu wiederholen. Beim Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) geht man inzwischen fest davon aus, dass in den laufenden Tarifverhandlungen mit dem Auslaufen der Friedenspflicht am 31. Dezember an den Verkehrsflughäfen wieder gestreikt wird.

"Ob wir dem nachkommen, liegt in der Hand des Arbeitgebers", sagte ein Sprecher von Verdi NRW unserer Zeitung. "Wir wollen erst einmal miteinander verhandeln und erwarten, dass der Arbeitgeber uns dabei entgegenkommt. Wenn gar nichts mehr geht, greifen wir zu Streiks."

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 9. Dezember angesetzt. Weitere Termine darüber hinaus haben beide Seiten nicht vereinbart.

Für eine Eskalation spricht, dass beide Seiten bei den Lohnvorstellungen extrem weit auseinanderliegen. "Was Verdi für die Flughafenkräfte verlangt, hat mit einer normalen Forderung nichts mehr zu tun", sagt der Hauptgeschäftsführer des BDSW, Harald Olschok. "Wir sprechen hier von Lohnsteigerungen von mehr als 16 Prozent in der normalen Bewachung und bis zu 60 Prozent in einzelnen Segmenten der Luftsicherheit."

Die Gewerkschaft will, dass die Stundenlöhne für die Passagierkontrolleure von derzeit 14,70 auf künftig 17,20 Euro steigen sollen. Die Löhne der Waren- und Mitarbeiterkontrolleure sollen von 10,55 Euro an die der Passagierkontrolleure "angepasst werden". Für die unteren Einkommensgruppen, zu denen etwa Pförtner zählen, sollen die Löhne von neun auf künftig 10,50 Euro steigen.

"Wir haben im vergangenen Jahr nach schwierigen Verhandlungen Änderungen im Manteltarifvertrag zugestimmt. Seitdem haben die Luftsicherheitskräfte beispielsweise einen festen Anspruch auf mindestens 160 Arbeitsstunden und damit ein planbares Monatseinkommen im Monat", sagt Olschok. Das sei ein Novum in der Branche - und für manchen Arbeitgeber finanziell eine große Herausforderung. "Außerdem haben wir damals Lohnsteigerungen von mehr als 18 Prozent zugestimmt. Vor diesem Hintergrund würde ein weiterer hoher Tarifabschluss uns, die Flughafenbetreiber, die Fluggesellschaften und die Passagiere überfordern."

(RP)
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