Nördlingen Strenesse beantragt Insolvenz

Nördlingen · Altlasten erschweren die Sanierung. Der Umsatz ist dramatisch eingebrochen.

Der angeschlagene Modehersteller Strenesse hat nach jahrelangen hohen Verlusten einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Grund für diesen Schritt seien drückende Altlasten, die die Sanierung des Unternehmens behinderten, teilte Strenesse gestern mit. Der Sanierungsexperte Michael Pluta wurde in den Vorstand des Unternehmens berufen, um die Restrukturierung zu begleiten. Der Geschäftsbetrieb gehe uneingeschränkt weiter, erklärte Vorstandschef Luca Strehle. Das Nördlinger Amtsgericht bestätigte, dass das vorläufige Insolvenzverfahren angeordnet wurde.

Der renommierte Modehersteller befindet sich seit langem in finanziellen Schwierigkeiten, schreibt seit Jahren tiefrote Zahlen bei schwindendem Umsatz und stand erst im Februar vor der Zahlungsunfähigkeit. Die Inhaber einer Schuldverschreibung über zwölf Millionen Euro entschieden, dass Strenesse drei Jahre Luft bekommt und das Geld erst 2017 zurückzahlen muss. In der Zwischenzeit sollte ein Sanierungsplan inklusive Personalabbau umgesetzt werden. Das Unternehmen zeigte sich daraufhin optimistisch, wieder die Gewinnzone erreichen zu können.

Von der Insolvenz sind nun mehr als 350 Beschäftigte betroffen. Der Glanz früherer Zeiten, als Strenesse mit Kreationen auf Weltniveau "Made in Schwaben" auf sich aufmerksam machte, ist schon lange verblasst. Zuletzt kämpften die Nördlinger fast nur noch mit Schlagzeilen zu ihrer Finanz-Schieflage. Die Zahlen, die Unternehmenschef Strehle im Februar den Gläubigern präsentierte, waren dramatisch. Damals rechnete er im laufenden Geschäftsjahr mit einem Fehlbetrag von 8,1 Millionen Euro bei einem Umsatz von nur noch 44,2 Millionen Euro. Gegenüber der Bilanz 2011/12 wäre der Erlös damit um ein Drittel eingebrochen, der Verlust hätte sich vervielfacht. Damals standen ein Umsatz von knapp 66 Millionen Euro und ein Jahresfehlbetrag von fast 1,1 Millionen Euro in den Büchern. Dennoch billigten die Gläubiger die Pläne des Vorstands. Strehle kündigte an, das Familienunternehmen werde sich nach einem Investor umschauen.

(dpa)
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