Düsseldorf Studie: Deutsche Sparkassen legen zu riskant an

Düsseldorf · Über 70 Prozent der mehr als 400 Sparkassen in Deutschland reichen einer Untersuchung zufolge weniger als die Hälfte ihrer Gelder als Darlehen an die regionale Wirtschaft oder an Privatpersonen weiter. Das ist das Ergebnis einer Studie von Ralf Jasny, Professor für Finanzdienstleistungen an der Frankfurter University of Applied Science. Stattdessen investierten die öffentlich-rechtlichen Institute lieber am Kapitalmarkt, beispielsweise in Aktien und nicht-festverzinslichen Wertpapieren, hat Jasny festgestellt. Acht Sparkassen hätten sich mit einer Quote von weniger als 30 Prozent zu erheblichen Teilen aus dem Kundengeschäft verabschiedet.

Eklatantester Fall sei der der niederrheinischen Verbandssparkasse Goch, die 43,8 Prozent ihrer Bilanz in solch riskante Papiere investiert habe. Das sei mit einem Hedgefonds vergleichbar, urteilte Jasny. Im Klartext: Er unterstellt manchen Sparkassen, dass sie Kundengelder zu riskant anlegen. Die Gocher Sparkasse wehrt sich entschieden gegen diese Kritik. Das Credo: Gibt's mehr Kundeneinlagen als Nachfragen nach Krediten, gehen überschüssige Gelder in einen Deka-Fonds. Der investiere zu 95 Prozent in festverzinsliche Wertpapiere und habe 2014 (auf dieses Jahr bezieht sich die Jasny-Studie) vor Steuern 8,5 Millionen Euro an Erträgen abgeworfen.

Das gilt aber mit Sicherheit nicht für alle Sparkassen in Deutschland. Ohne Erträge aus Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren schrieben 52 Institute rein rechnerisch Verluste, schreibt Jasny in der Studie. Das wäre jede achte Sparkasse.

Was Jasny Fehlern im Management zuschreibt, dürfte indes auch eine Folge der extrem niedrigen Zinsen sein, die den Zinsüberschuss als traditionell wichtigste Ertragsquelle immer weiter sinken lassen. Auch ein Teil der Wahrheit.

(gw/zel)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort