Nürnberg Studie: Industrie 4.0 bedroht 60.000 Jobs in Deutschland

Nürnberg · Für Hochqualifizierte eine Riesen-Chance - für Hilfskräfte im schlechtesten Fall der Weg in die Arbeitslosigkeit: Der Einzug der digitalen Welt in deutschen Fabrikhallen könnte nach Prognosen von Arbeitsmarktforschern bis zu 60.000 Jobs kosten. Zwar dürften mit der Industrie 4.0, dem digitalen Wandel in der Produktion, in den kommenden Jahren in Deutschland rund 430.000 neue Arbeitsplätze entstehen. In derselben Zeit gingen aber 490.000 meist einfachere Jobs verloren, hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) errechnet. Die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit stellte dazu gestern eine Studie vor.

Enzo Weber, Arbeitsmarktforscher und Mitautor der Studie, lässt jedenfalls keine Zweifel: "Es kommt zu einer deutlichen Umschichtung von Arbeitsplätzen. Dabei werden vor allem Beschäftigte, die heute Maschinen und Anlagen bedienen, betroffen sein." Gerade Facharbeiter, die bisher an den Produktionsstraßen mit Routinearbeiten beschäftigt sind, müssten daher frühzeitig für anspruchsvolle Aufgaben in der Industrie 4.0 umgeschult, Arbeitslose für die neuen Anforderungen fit gemacht werden.

Nach Definition des Wirtschaftsministeriums zeichnet sich Industrie 4.0 durch eine Verzahnung der Produktion mit Informations- und Kommunikationstechnik aus. Dabei koordinieren intelligente Maschinen selbstständig Fertigungsprozesse, Roboter kooperieren in der Montage mit Menschen.

Trotz der Herausforderungen stehe Deutschland nicht vor einer Jobkrise, so die Experten: "Ein gut funktionierender Arbeitsmarkt muss das leisten können", gibt Weber zu bedenken. "In der Vergangenheit hatten wir immer wieder technologische Umschwünge. Die Arbeit ist uns dadurch nie ausgegangen", sagt Weber. Allerdings, so räumt er ein, habe sich bei solchen Veränderungsprozessen teilweise strukturelle Arbeitslosigkeit aufgebaut.

(dpa)
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