Tarifstreit IG Metall überzieht Betriebe mit Warnstreiks

Berlin/Düsseldorf · Vor Beginn der dritten Verhandlungsrunde im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie am Donnerstag überzieht die IG Metall die Betriebe bundesweit mit Warnstreiks. Die Arbeitgeber lehnen einen Teillohnausgleich bei Arbeitszeitverkürzung für Schichtarbeiter kategorisch ab.

 Die Nachtschicht-Beschäftigten treffen sich am frühen Dienstagmorgen zu einer Warnstreikversammlung der IG Metall vor den Toren der Aluminium Norf GmbH in Neuss.

Die Nachtschicht-Beschäftigten treffen sich am frühen Dienstagmorgen zu einer Warnstreikversammlung der IG Metall vor den Toren der Aluminium Norf GmbH in Neuss.

Foto: dpa, gki hjb

In zahlreichen Bundesländern wurde am Montag stundenweise die Arbeit niedergelegt, darunter auch in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz.

Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Geld und für alle 3,9 Millionen Beschäftigten die Option, ihre Arbeitszeit befristet auf 28 Wochenstunden senken zu können. Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder sowie pflegende Familienangehörige sollen einen Teillohnausgleich erhalten, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzieren. Das lehnen die Arbeitgeber kategorisch ab.

Nachdem vor allem Betriebe im Ostwestfälischen von den Warnstreikaktionen betroffen waren - darunter derjenige des Arbeitgeber-Präsidenten Arndt Kirchhoff -, weitet die Gewerkschaft die Aktionen heute auf ganz NRW aus. Rund 80 Betriebe sollen von Streiks betroffen sein, darunter erstmals auch Unternehmen im Rheinland wie die großen Aluminium-Werke Alu Norf in Neuss und Hydro in Grevenbroich.

Beobachter gehen davon aus, dass nicht nur beim Lohnzuwachs eine schnelle Lösung möglich wäre. Auch bei der geforderten vorübergehenden Arbeitszeitabsenkung von 35 auf 28 Wochenstunden dürften die Arbeitgeber mitgehen - vorausgesetzt, die IG Metall kann belegen, dass dies nicht dazu führen wird, dass sich das Arbeitsvolumen weiter reduziert.

Ein denkbarer Weg wäre die sogenannte Quotenregelung: Die Tarifverträge für die Beschäftigen der Metall- und Elektroindustrie sehen schon heute vor, dass je nach Tarifgebiet zwischen 13 und 18 Prozent aller Beschäftigten eines Betriebs über die regelmäßige Arbeitszeit von 35 Stunden hinaus bis zu 40 Stunden arbeiten können. Würde diese Quote erhöht, könnte die wegbrechende Arbeit ausgeglichen werden.

Größter Streitpunkt ist der für bestimmte Gruppen geforderte Teillohnausgleich, wenn sie ihre Arbeitszeit verkürzen. Die Arbeitgeber bezeichneten dies als "Sprengsatz für die Tarifrunde". Zudem hat Gesamtmetall ein Rechtsgutachten bei einem Münsteraner Arbeitsrechtsprofessor in Auftrag gegeben, das belegt, dass eine solche Forderung rechtswidrig sei.

Nach Ansicht von Gesamtmetall würden Beschäftigte benachteiligt, die bereits in Teilzeitjobs arbeiten und keinen Lohnausgleich erhalten. Die Teilzeitbeschäftigten könnten vor Gericht auf Gleichbehandlung klagen. Der Geschäftsführer des Verbandes Metall NRW, Luitwin Mallmann, sagte jedoch: "Wir sind nach wie vor zu vernünftigen Gesprächen bereit."

Beide Seiten sind an einer schnellen Einigung interessiert. So stehen beispielsweise für die IG Metall im März die Betriebsratswahlen an.

(RP)
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