Bonn Telekom hofft auf lukrativen Verkauf von US-Tochter

Bonn · Die T-Aktie steht so hoch wie seit sechs Jahren nicht. Ein Bieterrennen um T-Mobile US steht bevor. Macht Vodafone mit?

Die Deutsche Telekom darf auf ein lukratives Ende ihres US-Abenteuers hoffen: Der amerikanische Satelliten-Fernsehanbieter Dish nimmt Insidern zufolge den Telekom-Ableger T-Mobile US ins Visier. Damit könnte sich ein Bieterrennen anbahnen, denn bereits dem Rivalen Sprint wird ein Kaufinteresse nachgesagt.

Spekulationen auf das Bieterrennen haben die Aktien der Deutschen Telekom an die Dax-Spitze geschoben. Die Titel notierten in der Spitze 3,5 Prozent fester bei zeitweise 12,40 Euro und waren damit so teuer wie seit fast sechs Jahren nicht mehr.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob auch Vodafone als Bieter mitmischt. Die Briten verkaufen soeben ihren Minderheitsanteil am größten amerikanischen Mobilfunker Verizon und dürften dann kartellrechtlich einen eigenen US-Ableger haben. Außerdem wären sie bei einer neuen Präsenz in den USA davor geschützt, vom großen US-Konzern AT&T übernommen zu werden.

Eine Übernahme von T-Mobile US könnte der Telekom schnell einen zweistelligen Milliarden-Betrag in die Kasse spülen: An der Börse ist die US-Tochter 22 Milliarden Dollar wert. Die Telekom könnte das Geld gut für den sehr teuren Ausbau der Datenautobahnen in Deutschland gebrauchen.

Die Agentur Reuters erfuhr von mit der Angelegenheit vertrauten Personen, Dish erwäge tatsächlich eine Offerte für T-Mobile US viertgrößten US-Mobilfunkanbieter und habe bereits mit den Bonnern über eine Übernahmevereinbarung gesprochen. Dish habe über ein Gebot noch nicht entschieden, werde aber nicht zurückstehen, sollte Sprint für T-Mobile US bieten. Der Bonner Konzern und Dish wollten sich offiziell nicht zu dem Bericht äußern.

Ein Verkauf an Dish hätte für den designierten Telekom-Chef Timotheus Höttges einen klaren Vorteil: Das Risiko eines Vetos der US-Kartellbehörden wäre überschaubar, da Dish nicht auf dem US-Mobilfunkmarkt aktiv ist.

Ein Deal mit Sprint wäre hingegen ein Drahtseilakt. Hintergrund ist die harte Haltung der US-Behörden, die Fusionen zwischen Mobilfunknetzbetreibern sehr skeptisch sehen.

Das "Wall Street Journal" hatte zuletzt berichtet, Sprint bereite ein Übernahmeangebot für die Telekom-Tochter vor. Der drittgrößte US-Handynetzbetreiber wolle damit Anschluss an die Platzhirsche Verizon Wireless und AT&T finden, die doppelt so viele Kunden zählen. Die Marktführer locken Handy-Kunden mit ihrem landesweit gut ausgebauten Netzen. Dagegen haben bislang weder Sprint noch T-Mobile US ein Rezept gefunden.

(rtr/rky)
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