Bonn Telekom plant Ladenetz für E-Autos

Bonn · Als Ladestation könnten die 380.000 Verteilkästen dienen. Um Glasfaser auszubauen, helfen ausländische Firmen.

Obwohl Telekom-Chef Tim Höttges am Wochenende einräumen musste, dass der sehr wichtige Konzernableger T -Mobile USA den kleineren Wettbewerber Sprint nun doch nicht übernehmen kann, setzt er uneingeschränkt auf Expansion.

Der Konzern erhöhte gestern die Prognose für den operativen Gewinn in diesem Jahr erneut auf nun bis zu 22,5 Milliarden Euro. Das verkündete Höttges bei der Vorlage der Neun-Monatszahlen. Im gesamten Jahr will der Konzern nun weltweit zwölf Milliarden Euro investieren - davon fünf Milliarden Euro in Deutschland.

Höttges kündigte gleichzeitig in einem Interview ein besonders spannendes Projekt an: Die Telekom sei bereit, ein flächendeckendes Netz zum Aufladen von E-Autos aufzubauen. Das sagte er gegenüber der "Automobilwoche". In Deutschland seien 380.000 Kabelverzweiger der Telekom installiert, von denen jeder eine Stromversorgung, eine Batteriepufferung und auch eine digitale Messstelle habe. "Da müssen wir vorne nur einen Stöpsel dranmachen, dann können alle Elektroautos daran tanken." Allerdings müsste der Bund ein solches Ausbauprogramm unterstützen - und die Kommunen müssten spezielle Parkplätze neben den grauen Kästen ausweisen - nur so wäre ja auch schnelles Aufladen für irgendwann viele Millionen Kunden möglich.

Scharf wehrte sich Höttges gegen den Vorwurf der Konkurrenten wie speziell Vodafone aus Düsseldorf, die Telekom blockiere den Ausbau von Glasfaseranschlüssen in Deutschland. In Wahrheit schließe sie zehntausende ihrer Verteilkästen mit Glasfaser an, um dann wiederum mit der Vectoring-Technologie über die klassischen Kupferleitungen ein Übertragungstempo von bis zu 100 Megabit/Sekunde bis in die Wohnung zu ermöglichen. Als Ergebnis könnten aktuell schon sieben Millionen Haushalte mit diesem Übertragungstempo versorgt werden, bis Februar kämen noch einmal drei Millionen Haushalte hinzu. Höttges: "Keiner tut mehr für eine flächendeckende Versorgung mit schnellen Internetanschlüssen als wir ."

Gleichzeitig setze aber auch die Telekom immer mehr auf Glasfaseranschlüsse direkt ins Haus oder zu Firmen, sagte der Betriebswirt. Höttges nannte eine Reihe an Projekten bis hin zu vom Staat subventionierten 40.000 Anschlüssen im Landkreis Vorpommern-Rügen sowie einer breiten Offensive aktuell in Düsseldorfer Gewerbegebieten. Insgesamt, so Finanzvorstand Thomas Dannenfeld, werde die Telekom Ende des Jahres 700.000 Glasfaseranschlüsse direkt ans Haus gelegt haben, von denen die Kunden aktuell rund 100.000 auch nutzen.

Um weiter Gas zu geben, sei nun eine andere Regulierung sowie das Anwerben weiterer Baukapazitäten nötig: So könne die Telekom mit Kommunen oder Partnerfirmen nur dann flächendeckend Glasfaser verlegen, wenn die Telekom diese Leistungen dann nicht automatisch relativ günstig direkt an Wettbewerber wie Vodafone oder United Internet ("1&1") verkaufen muss. "Unsere Endkundenpreise können wir nicht frei bestimmen, wenn Trittbrettfahrer mitmischen."

Höttges sagte, das aktuelle Haupthindernis für den Glasfaserausbau - sowohl hin zu den Endkunden wie auch zu den Verteilkästen - seien mangelnde Baukapazitäten. Darum habe der Konzern bereits Firmen aus Spanien und Marokko angeheuert, nun wolle man auch eine Tiefbaufirma in Weissrußland holen.

In den USA als mit Abstand wichtigstem Markt der Telekom setzt Höttges weiter auf Expansion. So hält er es für möglich, dass T-Mobile USA als drittgrößter US-Mobilfunker (71 Millionen Kunden) und Sprint als viertgrößter Mobilfunker (60 Millionen Kunden) am Ende doch fusionieren. Die Tür für neue Gespräche sei nicht zu. In höchsten Tönen lobte er dabei den Hauptinhaber von Sprint, Softbank-Chef Masayoshi Son, drohte aber auch, T-Mobile USA werde den kleineren Wettbewerber nun im Markt weiter attackieren: "We won't stop", sagte er auf Englisch. Man werde also nicht aufhören.

(RP)
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