Bonn/Essen Telekom vermarktet DSL-Anschlüsse von Innogy

Bonn/Essen · Die Telekom will künftig von der RWE-Tochter Innogy auf hohes Tempo aufgerüstete DSL-Anschlüsse in rund 50 Ortsnetzen mieten und dann unter ihrer eigenen Marke verkaufen, wie unsere Redaktion erfuhr. Das Programm soll am Montag vorgestellt werden. Damit leitet der Bonner Konzern eine strategische Wende ein: Anstatt DSL-Netze, wo immer es geht, selber aufzurüsten und den Wettbewerbern die Kunden von deren Infrastruktur wegzulocken, will der Marktführer auch Leistungen von Konkurrenten vermarkten.

Als mögliche nächste Partner gelten Netcologne aus Köln, Ewetel aus Oldenburg, die in Norddeutschland mit 700.000 Kunden eine gute Position erreicht hat, sowie die United Internet AG, die mit dem Düsseldorfer Ableger 1&1 Versatel Netze in vielen Regionen betreibt. Interessanterweise hat die Telekom Ende November den früheren Versatel-Chef Johannes Pruchnow zum erstmals ernannten Vorstandsbeauftragten für Kooperationen gemacht.

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) reichen die erwarteten Partnerschaften nicht aus. Er begrüßt zwar, "wenn die Deutsche Telekom sich künftig Kooperationen gegenüber deutlich offener zeigt." Das würde helfen, die "Breitbandziele von Land und Bund zu erreichen", also fast alle Haushalte mit Online-Anschlüssen von mindestens 50 Megabit/Sekunde zu versorgen. Allerdings hält Duin wenig davon, dass die Telekom bisher praktisch nur auf DSL-Ausbau setzt. Duin sagte: "Ich würde es zudem begrüßen, wenn vor allem auch Glasfaser bis ins Haus gelegt wird. Denn diese ist die Technologie der Zukunft, also sollten wir diesen Weg auch gehen, wo immer es möglich ist."

Dabei halten es Telekom-Insider für denkbar, dass der Konzern mittelfristig auch stärker auf Glasfaser direkt in Häusern setzt. Immerhin erreicht die Technik ein praktisch unbegrenztes Übertragungstempo, und einige Wettbewerber wie die Deutsche Glasfaser am Niederrhein sind damit sehr erfolgreich.

Hinzu kommt, dass die Deutsche Telekom Glasfaser für Geschäftskunden bereits breit vermarktet. Konzernkenner halten es gut für möglich, dass Innogy auch solche Vorhaben unterstützen könnte, weil der Stromkonzern parallel zu seinen Leitungen auch Glasfaser legen kann.

(RP)
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