Bonn Telekom verzichtet vorläufig auf Internet-Drosselung

Bonn · Der Konzern zieht die Konsequenz aus Protesten und einem Gerichtsurteil. Aber andere Tarife gibt es irgendwann doch.

Die Deutsche Telekom gibt sich beim Streit um die sogenannte "Drosselung" von DSL-Anschlüssen nun völlig geschlagen. Sie wird vorläufig komplett darauf verzichten, bei gebuchten Flatrates für DSL ab einem bestimmten gebuchten Volumen das Übertragungsvolumen zu drosseln. Damit zieht sie die Konsequenz aus einer Niederlage vor Gericht gegen die Verbraucherzentrale NRW sowie aus heftigen Protesten von Kunden. "Wir haben die Botschaft verstanden. Wir wollen nun das verloren gegangene Vertrauen der Kunden zurückerobern",erklärte gestern Deutschland-Chef Niek Jan van Damme.

Für Kunden bedeutet die neue Entwicklung, dass sie wieder DSL-Verträge ohne jede Volumengrenze erhalten. Eine entsprechende Änderung der Geschäftsbedingungen vom Frühjahr nimmt der Konzern nun rückwirkend zurück. Dazu hatte ihn auch ein Gerichtsurteil des Landesgerichtes Köln gezwungen. Dagegen wird die Telekom auch keine Berufung einlegen, bestätigte van Damme gestern einen Bericht unserer Zeitung von Samstag. Er kündigte zusätzlich an, dass es noch eine längere Zeit Verträge ohne Volumenobergrenzen geben wird: "Wir wollen nun einen neuen Dialog mit den Kunden. Erst danach werden wir festlegen, welche genauen Angebote es künftig geben wird."

Dabei wird der Bonner Konzern künftig strikt zwischen Volumenverträgen und echten Pauschalangeboten unterscheiden. Für echte Flatrates könnte es Aufschläge von fünf oder zehn Euro gegenüber den bisherigen Angeboten geben. Verträge für ein bestimmtes Datenvolumen sollen zum Teil sogar günstiger als die jetzt üblichen Flatrates werden, sagte Niek Jan van Damme. Allerdings betonte er auch, dass der Konzern seine sechs Milliarden Euro für die Aufrüstung des Festnetzes "refinanzieren" wolle – irgendwie will die Telekom also mehr Geld mit dem Festnetz verdienen.

Was bedeutet dies alles? Die Telekom wird versuchen, den Kunden den Wert schnellerer und damit teurerer DSL-Anschlüsse schmackhaft zu machen. Dies wird sie machen, indem sie für die neuen VDSL-Verträge mit einem Tempo von 50 Megabit (MB) pro Sekunde künftig viel höhere Volumenfreigrenzen vorsieht als für Standardverträge mit nur 16 MB pro Sekunde. Wirklich wirksam wird die Tarifdifferenzierung erst im Jahr 2016: Erst dann ist das Netz komplett auf Internettechnik umgeschaltet. Erst dann ließe sich bei einem Anschluss überhaupt das Tempo ab einem bestimmten "verbrauchten" Volumen drosseln.

(RP)
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