Mülheim/Ruhr Tengelmanns kleine Jobgarantie

Mülheim/Ruhr · Konzernchef Haub versucht alles, um die Ministererlaubnis zu bekommen.

Eigentlich sollte bis heute die Entscheidung über eine Ministererlaubnis für den vom Handelskonzern Tengelmann angestrebten Verkauf der Kaiser's-Tengelmann-Supermärkte an die Edeka-Gruppe fallen. Doch das Wirtschaftsministerium lässt sich noch Zeit, und die versucht Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub zu nutzen, um Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zu gewinnen, nachdem das Kartellamt den Deal abgelehnt hat. Haub hat mit Arbeitnehmervertretern in den Regionen Nordrhein und Berlin Jobgarantien vereinbart.

Nach Betriebsratsangaben soll es bei einer Genehmigung des Tengelmann-Edeka-Deals im Raum Berlin Beschäftigungsgarantien für alle Mitarbeiter für 24 Monate geben. In NRW soll die Garantie nur für rund 80 Prozent aller Mitarbeiter und für mindestens 18 Monate gelten. Hier soll es zur Abfederung des drohenden Stellenabbaus Abfindungen, eine interne Stellenbörse und Transfergesellschaften geben.

Damit signalisiert Haub, dass er bereit ist, Arbeitsplätze zu sichern -allerdings nicht die aller rund 16 000 Beschäftigten in den Supermärkten. Genau dieser Unterschied bringt nun wieder Rewe-Chef Alain Caparros auf den Baum. Der Franzose, der sich zur Übernahme der Kaiser's-Märkte bereit erklärt hatte - wobei nicht klar ist, ob nicht auch er Probleme mit dem Kartellamt bekommen würde -, zog gestern richtig vom Leder: "Mit dieser Vereinbarung lässt Herr Haub endlich die Katze aus dem Sack. Jetzt steht Schwarz auf Weiß, dass mit der Ministererlaubnis nicht, wie vorgegaukelt, 16 000 Arbeitsplätze erhalten werden sollen, sondern es geht um massive Stellenstreichungen und die Zerschlagung von Kaiser's Tengelmann durch Edeka", erklärte Caparros. Durch eine Transfergesellschaft solle der Arbeitsplatzabbau zudem noch teilweise auf Staatskosten finanziert werden. Mit diesen Betriebsvereinbarungen hätten die Verantwortlichen ihrem Antrag auf Ministererlaubnis endgültig jede Grundlage entzogen, so Caparros.

Tengelmann und Edeka kämpfen seit Monaten um die Verkaufserlaubnis. Tengelmann-Chef Haub hatte bei den Wettbewerbsbehörden auch stets mit der Sicherung der Kaiser's-Jobs im Falle eines Verkaufs argumentiert. Damit hatte er aber weder das Kartellamt noch die Monopolkommission überzeugen können. Wann die Entscheidung über die Ministererlaubnis fällt, war gestern noch offen. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums teilte auf Anfrage mit, die Prüfung des Antrags dauere noch an. Das Ministerium werde in Kürze zu der gesetzlich vorgeschriebenen, öffentlichen Anhörung laden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort