Düsseldorf ThyssenKrupp will ein neues Image

Düsseldorf · Am 19. November soll eine neue Ära beginnen. Nach fast fünf Jahren Konzernumbau will Vorstandschef Heinrich Hiesinger den Wandel mit einem noch streng geheimen Markenkonzept für Mitarbeiter und Kunden sichtbar machen.

Das groß geschriebene "T" am Anfang verschwindet. Und das "K" in der Mitte erst recht. Vom 19. November an wird aus dem wichtigen NRW-Konzern, der seit der Fusion von Thyssen und Krupp im Jahr 2000 weltweit "ThyssenKrupp" heißt, ein wesentlich schlankeres und bescheideneres "thyssenkrupp". Zeitgleich soll sich auch das Logo ändern. Der alte Rheinstahl-Bogen, der seit der Fusion schwer und behäbig über den mehr als 100 Jahre alten Krupp-Ringen thront, wird wohl mit ihnen verschmelzen (siehe Grafik).

Wie unsere Redaktion aus dem Umfeld der ThyssenKrupp-Werber erfuhr, wird der noch streng geheime neue Markenauftritt auch von einer neuen Werbebotschaft flankiert - einem "Claim", wie die Werber sagen: "engineering. tomorrow. together." In der deutschen Übersetzung etwa: "Technische Planung. Morgen. Zusammen."

ThyssenKrupp wollte die Informationen unserer Redaktion zum neuen Markenauftritt gestern nicht kommentieren. Aber der Konzern hat sich die Logos und Wortmarken beim Deutschen Patent- und Markenamtes unter den Registernummern 302014074813, 302014074817 und 014560692 schützen lassen. Auf der Hauptversammlung im Januar hatte Hiesinger bereits angekündigt, dass der Traditionskonzern seinen Außenauftritt neu organisiert. Dass auch ein neues Logo in Arbeit ist, berichtete kürzlich die "Süddeutsche Zeitung".

"Die Formensprache ist klar: Das neue Logo soll bescheidener wirken. Die Ringe und der Bogen im alten Logo waren ja schon sehr aufgedunsen", analysiert der Düsseldorfer Professor für Kommunikationsdesign, Wilfried Korfmacher, das neue Logo. Das hierarchische Übereinander im alten Logo werde durch die Verschmelzung des Bogens mit den Ringen "zu einem stärkeren Miteinander, was ja wohl auch die veränderte Unternehmenskultur spiegeln soll".

Aber der Experte findet das neue Logo trotzdem nicht gut: "Viel zu kompliziert", meint Korfmacher, "gute Logos kann man mit einem Zeh in den Sandkasten malen." Wie zum Beispiel den Mercedes-Stern oder den weltberühmten Nike-Swoosh. Korfmacher: "Eigentlich schade, weil ThyssenKrupp früher ja sogar mal zwei Logos von dieser Qualität hatte: Die alten Krupp-Ringe und der alte Rheinstahl-Bogen, den Thyssen dann übernommen hat. Das waren beides Spitzenlogos."

1852 hatte Firmengründer Alfred Krupp sich den nahtlosen Radreifen als bruchsicheres Eisenbahnrad patentieren lassen. Die drei Ringe des 1875 eingeführten Krupp-Logos erinnern noch heute daran. Das Bogen-Logo des Stahlkochers Rheinstahl gefiel Thyssen wiederum so gut, dass der Konzern ihn gleich mit übernahm, als er den kleineren Konkurrenten in den 1970er Jahren schluckte. Als Thyssen und Krupp dann im Jahr 2000 fusionierten, regierte der Argwohn: Auf keiner Seite wollten die Ruhrbarone an Einfluss und Bedeutung verlieren. Zu den bizarren Auswüchsen des Starrsinns gehörte damals das neue "Türmchen-Logo", bei dem die Firmensignets von Thyssen und Krupp schlicht gestapelt wurden. Als Hiesinger vor knapp fünf Jahren die Führung von ThyssenKrupp übernahm, fand er einen von Seilschaften geprägten Konzern vor, der wegen zahlreicher Korruptions- und Kartellaffären am Abgrund stand. Neben einem umfassenden Konzernumbau trieb Hiesinger auch den Wandel der Unternehmenskultur voran und trieb dem Management überkommenen Dünkel aus. Auch diesen Wandel soll der neue Markenauftritt symbolisieren.

Den Patent-Eintragungen zufolge wurden auch kaum auffällige Modifikationen der Marken gesichert. Neben einer echten Alternative: Der Schriftzug "thyssenkrupp" neben zwei zum Quadrat angeordneten Winkeln, die als Abstraktion des neuen Hauptq uartier-Gebäudes in Essen verstanden werden können. Aber diese Idee wurde offenbar wieder verworfen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort