Athen Touristen meiden Griechenland

Athen · Die Flüchtlingskrise bedroht den Tourismus: Weniger Besucher auf den Inseln.

Seit 2013 verzeichnen griechische Hoteliers und Tavernenwirte einen Rekord nach dem nächsten, trotz der Schuldenmisere des Landes. Jetzt könnte die Wachstumskurve einen Knick bekommen - wegen der Flüchtlingskrise.

2015 war ein neues Rekordjahr für den griechischen Tourismus, das dritte in Folge: 23,6 Millionen Urlauber besuchten das Land, ein Plus von 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Tourismus ist eine wichtige Säule der Wirtschaft, er steuert ein Viertel zum Bruttoinlandsprodukt bei und sichert jeden fünften Arbeitsplatz.

Doch ausgerechnet in diesem Jahr, das dem Land ein Ende der siebenjährigen Rezession bringen soll, beginnt der Wachstumsmotor zu stottern. Die Bilder vom Flüchtlingschaos auf Ägäis-Inseln verunsichern offenbar viele Urlauber.

Rund 25.000 Flüchtlinge sitzen derzeit in Griechenland fest. Der Weg über die Balkanroute nach Norden ist ihnen weitgehend versperrt, weil Transitländer wie Mazedonien ihre Grenzen schließen. Zugleich strömen weitere Flüchtlinge aus der Türkei über die Ägäis nach. Betroffen sind besonders jene Inseln, auf denen Hotspots für die Registrierung von Flüchtlingen eingerichtet wurden. Auf Lesbos melden Hoteliers Buchungsrückgänge von 90 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf Chios, das ebenfalls unmittelbar vor der türkischen Küste liegt, beträgt der Rückgang 60 Prozent. Samos und Kos melden etwa 40 Prozent weniger Buchungen.

Für die ostägäischen Inseln, die überwiegend vom Tourismus leben, sind das alarmierende Entwicklungen. Konstantina Svynou, Vorsitzende der Hotelierskammer auf Kos, berichtet von Buchungsrückgängen um fast ein Fünftel auf dem deutschen und britischen Markt. Viele Hoteliers reagieren mit Preissenkungen und versuchen, Gäste mit Zusatzleistungen anzulocken, wie Rabatten für Ferien-Mietwagen.

(RP)
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