Düsseldorf Trivago soll heute an die Börse gehen

Düsseldorf · Vom Studenten-Projekt zum Milliarden-Konzern: Die Düsseldorfer Hotel-Suchmaschine hat in den vergangenen Jahren einen rasanten Aufstieg hingelegt. Nun wird das Unternehmen zu einer Aktiengesellschaft - mit allem was dazugehört.

TRVG - unter diesen vier Buchstaben soll die Düsseldorfer Hotel-Suchmaschine Trivago heute an der New Yorker Börse Nasdaq starten. 28,5 Millionen Aktien will das Unternehmen ausgeben. Die Preisspanne soll zwischen 13 und 15 Dollar pro Aktie liegen. Rund 400 Millionen Dollar hofft das Unternehmen damit zu erlösen.

Der Firmenwert liegt allerdings deutlich höher. Denn die US-Mutter Expedia, die 2012 für 477 Millionen Euro insgesamt 61,6 Prozent von Trivago erworben hatte, wird wohl keine Anteile platzieren. Der Firmenwert dürfte damit insgesamt bei mehr als einer Milliarde Dollar liegen - nicht schlecht für ein Unternehmen, das als kleines Projekt von drei Studenten begann.

Denn gegründet wurde Trivago von den drei Studienfreunden Rolf Schrömgens, Peter Vinnemeier und Malte Siewert 2005 in einem Gewerbegebiet in Düsseldorf-Flingern. Die Absolventen der Hochschule HHL Leipzig wollten damals eine Art "Wikipedia für Reisen" entwickeln, ein Reise-Lexikon. Letztlich wurde daraus die Hotelsuchmaschine Trivago, die Preise auf rund 250 Buchungsportalen permanent vergleicht und auswertet.

Düsseldorf soll auch weiterhin der Hauptsitz bleiben, im Hafen baut Trivago gerade eine neue Unternehmenszentrale - eine Art kleinen Google-Campus mitten in der Landeshauptstadt. Bis zu 2000 Mitarbeiter sollen hier arbeiten können, aktuell beschäftigt das Unternehmen rund 1200.

Für die NRW-Landesregierung ist Trivago damit eines der wichtigsten Aushängeschilder, wenn es darum geht, die Stärken des Landes im Bereich der digitalen Wirtschaft zu betonen - auch, weil das Unternehmen lange Zeit aus eigener Kraft gewachsen ist und die Gründer auch nach der Übernahme der Mehrheit durch Expedia als Manager an Bord blieben.

"Der Börsengang in den USA ist ein Beispiel dafür, wie erfolgreich digitale Unternehmen aus NRW sein können", sagt NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD): "Besonders freut mich, dass Trivago dem Standort Düsseldorf weiterhin treu bleibt." Auch der NRW-Digitalbeauftragte Tobias Kollmann lobt: "Trivago ist ein Flaggschiff für die Digitale Wirtschaft in NRW, welches zeigt, dass man auch aus unserem Bundesland heraus und damit außerhalb von Berlin ein tolles Startup mit einer weltweiten Relevanz für den Online-Wettbewerb aufbauen kann."

Auch die Leipziger Hochschule ist stolz auf ihren "Export". "Trivago macht vor, das auch wir Digitalisierung können", sagt der heutige Rektor und frühere NRW-Minister Andreas Pinkwart.

Seinen Start-up-Charakter will sich Trivago auch nach dem Börsengang bewahren - das Durchschnittsalter beträgt 29 Jahre, Leistungsziele werden nicht vorgegeben, stattdessen bekommt jeder ein Bonusbudget für Kollegen anderer Teams. "Macht Fehler, sage ich meinen Leuten immer, versemmelt auch mal Kohle, probiert Sachen aus", soll Schrömgens laut "Handelsblatt" mal gesagt haben. Das ist die Philosophie des Unternehmens. Sie zu erhalten, wird künftig eine noch wichtigere Aufgabe für die Gründer sein. Denn Schrömgen weiß: "Wenn du börsennotiert bist, dann ist auf einmal Stabilität extrem wichtig."

(frin)
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