Hannover Tui muss Streikopfer entschädigen

Hannover · Wegen massenhafter Krankmeldungen fielen Flüge aus - Tui muss zahlen.

Der Reisekonzern Tui hat im Streit um Entschädigungen für Dutzende im Herbst ausgefallene Flüge eine Niederlage erlitten. Das Amtsgericht Hannover entschied gestern in zwei Fällen, dass der Konzernableger Tuifly den Kunden Entschädigungen zahlen muss, weil die Passagiere ihren Flug nicht antreten konnten. So erhielt ein Rentnerehepaar aus Bergisch Gladbach Anspruch auf 800 Euro Entschädigung, weil es fast vier Stunden später als geplant auf Kos landete. Tui muss für sie auch die Kosten des Rechtsstreits übernehmen. Die Kosten des Tickets wurden ohnehin erstattet.

Eine fünfköpfige Familie aus Celle bekommt statt der geforderten 4000 Euro von Tuifly aber nur 2000 Euro, weil ihre Reise ganz storniert wurde. Darum konnten die Kläger sich nur beschränkt auf die EU-Fluggastrechteverordnung berufen.

Der entscheidende Streitpunkt ist, ob Tuifly richtig damit lag, es als wilden Streik einzustufen, als sich gleichzeitig Dutzende Flugbegleiter spontan krank meldeten. Diese hatten zuvor erfahren, dass ihr Unternehmen mit Teilen von Air Berlin fusionieren soll. Nachdem sich Vorstand und Betriebsrat auf Gespräche geeinigt hatten, war die Welle der Krankmeldungen innerhalb kurzer Zeit wieder zu Ende.

Trotz des scheinbar klaren Sachverhaltes meinte Amtsrichterin Catharina Erps, es sei nicht bewiesen, dass die Mitarbeiter einen wilden Streik gewagt hatten - die Gewerkschaft hatte von vielen Einzelfällen gesprochen. Bei zwei ähnlich gelagerten Verfahren vor dem Amtsgericht hatte Tui gewonnen. Es steht also unentschieden.

Tui hält es nun für sinnvoll, bei einer Reihe von Verfahren auszutesten, wie die Gerichte urteilen: "Wir wollen ein Gefühl dafür bekommen, wie die Amtsrichter den Sachverhalt in Summe bewerten", heißt es. Man habe bei einer Reihe der bereits 30 verhandelten Fälle das Gefühl bekommen, dass die Richter den Argumenten von Tui folgten.

Die Prozessgegner gehen davon aus, dass sich der Streit am Ende über mehrere Instanzen ziehen wird.

Insgesamt haben nach Brancheninformationen mehr als 1000 Personen oder Familien gegen Tuifly geklagt. 3000 Reiseverträge hatte das Unternehmen wegen der ausgefallenen Flüge gekündigt, häufig hatte es aber auch Ersatztickets oder Gutscheine für die Bahn gegeben.

(RP)
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