Hannover Tui verspricht für 2015 eine Milliarde Gewinn

Hannover · Kurz vor der geplanten Fusion mit der britischen Tochter Tui Travel präsentiert Konzernchef Fritz Joussen eine ordentliche Bilanz - Dividendenzahlung inklusive. Auch für das kommende Jahr verbreitet er Optimismus.

Die gute Laune war Fritz Joussen anzuhören, als er gestern per Telefonschaltung die Tui-Bilanz präsentierte. Für den Vorstandschef des Reisekonzerns könnte es kurz vor dem wichtigsten Ereignis in der 91-jährigen Firmengeschichte - der Verschmelzung des Mutterkonzerns mit der britischen Tochter Tui Travel - kaum besser laufen: Der Umsatz der Tui AG legte um ein Prozent auf 18,7 Milliarden Euro zu, das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebita) stieg um 14 Prozent auf 869 Millionen Euro, der Konzerngewinn kletterte um 71 Prozent auf 284 Millionen Euro.

Mit der für die kommenden Tage geplanten Fusion steht die Tui vor dem Sprung auf Platz eins der Touristikkonzern-Weltrangliste: Bis morgen werden die neuen Aktien ausgegeben - das Tauschverhältnis für die Tui-Travel-Aktionäre liegt im Verhältnis eins zu 0,399. Die erstmalige Börsennotierung in London ist für den 17. Dezember vorgesehen.

Durch den Abbau von Doppelstrukturen und Vorteile bei der Besteuerung will Joussen massiv sparen. Diese Ersparnisse sollen ab Ende 2018 in vollem Umfang spürbar werden. So sollen 35 Millionen Euro an Steuern gespart werden, 45 Millionen Euro Zentralkosten wegfallen, 20 Millionen über die Arbeit sogenannter Zielgebietsagenturen eingespart werden und bis zu 30 Millionen über die Auslastungssteigerungen in den Hotels des Konzerns.

Joussen, der im Februar 2013 von Vodafone zur Tui wechselte, war mit der Maßgabe angetreten, den Konzern wieder profitabel zu machen - und vor allem Dividende für die Aktionäre wie den russischen Oligarchen Alexej Mordaschow zu generieren, der mehr als ein Viertel aller Tui-Anteile hält. Die Dividende wird der aus Duisburg stammende Joussen auch für dieses Jahr zahlen können: Er wird der Hauptversammlung 33 Cent je Aktie vorschlagen.

Dabei ist die Ausgangslage fürs Reisegeschäft wegen der vielen Krisenherde auf der Welt alles andere als rosig: Die Umstürze nach dem arabischen Frühling, das Vorrücken der Extremisten des IS, außerdem der Ausbruch von Ebola in Westafrika - all dies hat Einfluss auf die Reisetätigkeit der Kunden. Tatsächlich verzeichnete die Tui mit ihrem Hotel-Geschäft in Ägypten einen deutlichen Gewinnrückgang. Bei der Kette Iberotel fiel das Ergebnis um zehn Millionen Euro niedriger aus als im vorangegangenen Geschäftsjahr. Das ist allerdings nur ein kleiner Wermutstropfen: Aufgrund des starken Pfunds profitiert die Tui vor allem mit ihrem Geschäft in Großbritannien. Hervorragend hätten sich auch die Niederlande entwickelt, der schwierige Frankreich-Markt sei auf dem Weg der Besserung, Deutschland sei wachstumsstark, und selbst Ägypten erhole sich als Reiseland wieder etwas, das Kreuzfahrtgeschäft schnurrt. Zudem profitiert die Tui vom günstigen Ölpreis. Flugzeuge sollen künftig nicht mehr geleast, sondern gekauft werden, kündigte Joussen an. Die nicht zum Kerngeschäft gehörende Tui-Beteiligung an der Containerreederei Hapag-Lloyd soll verkauft werden, sobald sich ihr Wert erholt. Ein konkretes Datum nannte der Tui-Chef nicht.

Für das kommende Jahr stellte er eine Ergebnissteigerung von zehn bis 15 Prozent in Aussicht. Im Klartext bedeutet dies, dass Joussen erstmals ein Ergebnis von einer Milliarde Euro anpeilt. Spannend wird aus Arbeitnehmersicht, wie er die Verschmelzung über die Bühne bringt. "Wir schauen, wo die Dopplungen sind. Das wird aber kein Kahlschlag werden - ganz im Gegenteil", sagte er. Insgesamt würden 90 Beschäftigte in der Hannoveraner und 400 in der britischen Zentrale zum Kreis der Betroffenen gehören. "Die Leute brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir sind dauernd auf der Suche nach guten Leuten." Allerdings dürfte sich für viele das Aufgabenfeld ändern: Joussen kündigte an, dass Beschäftigten mit Aufgaben in der Zentrale ein Angebot im operativen Geschäft gemacht werde.

(RP)
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