Mülheim Und noch ein Kaiser's-Krisentreffen

Mülheim · Der Gipfel in Frankfurt hat keine vorzeigbaren Ergebnisse gebracht - außer der Tatsache, dass Tengelmann die Zerschlagung seiner Supermarkt-Tochter verschiebt. Nächste Woche wollen alle nochmals miteinander reden.

Mülheim: Und noch ein Kaiser's-Krisentreffen
Foto: Weber

Manchmal ist die letzte Chance nur die letzte, nicht die allerletzte. Wenn es um die Erhaltung Tausender Jobs geht, sind solche semantischen Spitzfindigkeiten wohl zu verschmerzen. Im Fall Kaiser's Tengelmann, in dem insgesamt 16.000 Arbeitsplätze betroffen sind, wird dem Gipfeltreffen vom Donnerstagabend jedenfalls in der kommenden Woche ein weiteres folgen. Zeitnah sollten weitere Gespräche folgen, damit "eine für alle Beteiligten tragfähige gemeinsame Lösung" gefunden werden könne, so die Aussage nach dem Zusammentreffen von Karl-Erivan Haub (Tengelmann), Markus Mosa (Edeka), Alain Caparros (Rewe) und Vertretern der Gewerkschaft Verdi.

Die Formulierung hat zwei Komponenten: Erstens soll die Lösung im Konsens gefunden werden, was zweitens voraussetzt, dass alle mit ihr leben können - die Wunschpartner Tengelmann und Edeka, der Konkurrent Rewe und die Beschäftigten von Kaiser's Tengelmann. Dafür haben die Protagonisten jetzt maximal zwei Wochen Zeit. Für diesen Zeitraum hat Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub die Auflösung des Kaufvertrages mit Edeka ausgesetzt und gleichzeitig die Zerschlagung von Kaiser's im Alleingang verschoben. "Ich bin dankbar, dass der Runde Tisch zustande gekommen ist, und hoffe, dass noch eine Lösung im Sinne unserer Mitarbeiter gefunden werden kann", sagte Haub gestern nach einer Sitzung des Kaiser's-Aufsichtsrates. Aber: "Sollten die Bemühungen um eine Umsetzung der Ministererlaubnis erfolglos sein, wird der Vertrag mit Edeka enden, und wir werden in die Einzelverwertung gehen." Die Familie werde sich dann aus dem Kontrollgremium zurückziehen. Nach Ablauf der zwei Wochen will Tengelmann "Interessensbekundungen für die Vertriebsregion Nordrhein einholen".

An den Bestand der Ministererlaubnis nach dem Termin am Oberlandesgericht Düsseldorf (16. November) glaubt aber eh niemand mehr. Außerdem sind es bis dahin noch siebeneinhalb Wochen - viel zu lange für Haub: "Für das weitere Beschreiten des Rechtsweges wären vermutlich weitere zwei Jahre erforderlich - Zeit, die wir nicht mehr haben. So lange können wir die Aufrechterhaltung eines ordentlichen Geschäftsbetriebes nicht mehr gewährleisten. Deshalb bin ich zu der Entscheidung gelangt, den Übergabeprozess nunmehr zu beenden."

Da nicht zu erwarten ist, dass Rewe und der Einkaufsverbund Markant ihren Einspruch gegen die Ministererlaubnis zurückziehen, bleibt am Ende nur die eine oder die andere Form der Zerschlagung. Und darum geht es beim zweiten Spitzengespräch nächste Woche. Denn eine Aufteilung der Kaiser's-Filialkette in einzelne Pakete, die wohl der Ansatzpunkt für die Fortsetzung der Verhandlungen sein dürfte, wäre am Ende ja auch eine Zerlegung - nur, dass man den Übernehmern von Filialpaketen vermutlich in Sachen Arbeitsplatz-erhalt größere Zugeständnisse abringen kann, als wenn Haub in die echte Einzelverwertung gehen würde. Dann würden nämlich auch Filialen leer übergeben - "besenrein", wie die unschöne Umschreibung lautet.

Die Betriebsräte hoffen auf die erste Lösung. Dass am Donnerstag die Verhandlungen nicht endgültig beendet wurden, ist für sie ein Hoffnungsschimmer. "Dass die Teilnehmer gesagt haben, sie treffen sich wieder, ist ein positives Zeichen", sagte der Berliner Betriebsratsvorsitzende Volker Bohne. Er hofft immer noch auf die Komplettübernahme durch Edeka, "weil es die einzige Möglichkeit ist, alle Arbeitsplätze zu erhalten". Aber das wird wohl nur ein frommer Wunsch bleiben.

(RP)
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