Oxfordshire Unfall in RWE-Kraftwerk: Vier Tote befürchtet

Oxfordshire · Das Kesselhaus eines stillgelegten britischen Kraftwerks ist bei Vorarbeiten zur Sprengung eingestürzt. Ein Mitarbeiter der Abbruchfirma wurde tot gefunden. Rettungskräfte gehen davon aus, dass auch drei Vermisste tot sind.

Mit Bestürzung verfolgen RWE-Mitarbeiter das Kraftwerks-Unglück in Oxfordshire. Das Kesselhaus des stillgelegten RWE-Kohlekraftwerks Didcot A war am Dienstag eingestürzt. Ein Mitarbeiter der Firma Coleman, die RWE mit dem Rückbau beauftragt hatte, kam ums Leben. Vier Beschäftigte wurden zum Teil schwer verletzt. Drei weitere Mitarbeiter werden noch immer in den tonnenschweren Trümmern vermisst. Rettungsmannschaften suchen mit Spürhunden und Spezialgeräten, doch sie gehen davon aus, dass die Arbeiter tot sind. Es gebe keine Lebenszeichen, erklärte die Polizei von Thames Valley. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die drei noch am Leben sind." Die Familien der Arbeiter seien informiert und zur Unglücksstelle gebracht worden.

Zeugen hatten der BBC berichtet, es habe einen lauten Knall gegeben, bevor schwarzer Staub aufgestiegen sei. Dann seien Rettungshubschrauber eingetroffen. 50 Menschen seien wegen des Einatmens von Staub medizinisch behandelt worden. Die Polizei teilte weiter mit, dass von der Staubwolke keine Gefahr für Anwohner ausgehe.

"Das Unglück macht uns tief betroffen. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen, denen wir unser Mitgefühl aussprechen", sagte Roger Miesen, Steinkohle-Vorstand der Kraftwerkstochter RWE Generation. Miesen und auch RWE-Chef Peter Terium fuhren gesten laut Konzern nach Oxfordshire, um sich ein Bild von der Lage zu machen: "Das Unternehmen hat den Behörden seine Unterstützung bei der Aufklärung zugesichert", so RWE.

Wie es zu dem Unglück kam, ist noch ungeklärt. RWE hatte das Kraftwerk (2000 Megawatt), das seit den 1970er Jahren in Betrieb war, 2013 stillgelegt und an Coleman übergeben. Ein Fachunternehmen, wie RWE betont. Die drei Kühltürme des Kraftwerks wurden bereits 2014 gesprengt. In zehn Tagen sollte das zehnstöckige Kesselhaus folgen. Bei den vorbereitenden Arbeiten für die Sprengung kam es nun offenbar zu dem Unglück. In Oxfordshire, 100 Kilometer westlich von London, betreibt RWE zudem ein Gaskraftwerk, das vom Unfall nicht betroffen ist.

Das Unglück weckt Erinnerungen an das schwere Unglück im rheinischen Revier. 2007 war auf der Baustelle des Braunkohle-Kraftwerks BoA in Neurath ein 160 Meter hohes Gerüst, das Teilstück eines Großkessels war, zusammengebrochen. Drei Arbeiter starben. Ursache war laut RWE ein Konstruktionsfehler.

Vom Unfall in England wurde gestern der Start des größten NRW-Windparks überschattet. Auf einer Fläche des Tagebaus Garzweiler hat RWE die Anlage mit 21 Windrädern (Kapazität 67 Megawatt) eingeweiht. "Das ist Energiewende pur", sagte Ökostrom-Chef Hans Bünting. An den Investitionskosten von 110 Millionen Euro beteiligte sich die Stadt Bedburg mit 49 Prozent.

(anh)
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