Frankfurt Unicredit an Commerzbank interessiert

Frankfurt · Übernahmespekulationen treiben den Kurs der Aktie.

Die Aktie der Commerzbank ist den zweiten Tag in Folge überdurchschnittlich gestiegen, gestern waren es in der Spitze 5,2 Prozent. Wesentlicher Treiber waren Übernahmegerüchte. Gehandelt als Interessent an der zweitgrößten deutschen Bank werden die italienische Unicredit, die auch schon die ehemalige Hypovereinsbank geschluckt hat, sowie die französische Großbank BNP Paribas. Die werde, will die "Wirtschaftswoche" erfahren haben, von der Bundesregierung bevorzugt. Die beteiligten Banken äußern sich zu den Gerüchten nicht.

Berlin hat ein gewichtiges Wort mitzureden, weil der Einstieg eines neuen großen Eigentümers voraussichtlich über den immer noch 15,6 Prozent großen Anteil des Bundes geschehen wird. Die hatte der Bund nach der Finanzkrise für 5,1 Milliarden Euro gekauft, um die Bank zu retten, die damals unter der Krise und zusätzlich unter der Integration der Dresdner Bank litt. Die 15,6 Prozent stellen derzeit aber nur einen Börsenwert von knapp 2,2 Milliarden Euro dar.

Das ist für den Vizepräsidenten der Aktionärsschutzvereinigung DSW, Klaus Nieding, ein Argument, dass eine Übernahme der Commerzbank zumindest nicht schnell kommen wird. "Ich kann mir vorstellen, dass die Commerzbank Gegenstand von Gedankenspielen ist", sagte er. Die dürften aber nicht sehr konkret sein. "Der Bund geht nicht raus, wenn er große Verluste macht", sagte Nieding. Außerdem werde es nach der Bundestagswahl am Sonntag lange Koalitionsverhandlungen geben. Die müssten abgewartet werden. Und drittens habe die Commerzbank noch einige Baustellen abzuarbeiten, faule Schiffskredite von immer noch gut zwei Milliarden Euro, die ein neuer Eigentümer sicher nicht übernehmen werde.

In der Tat hat die Bank noch mit sich zu tun: Sie will bis 2020 insgesamt 9600 Stellen streichen und rund 2300 neue schaffen. Ihr Filialnetz will sie nicht ausdünnen.

Dennoch fallen Übernahmegerüchte auf fruchtbaren Boden. Vergangenes Jahr soll es "Schnuppergespräche" mit der Deutschen Bank gegeben haben. "Dazu müssen wir jetzt nichts sagen", hatte Commerzbank-Chef Martin Zielke kürzlich eine Stellungnahme abgewehrt. Aber Deutsche Bank-Vorstand John Cryan hatte auf der gleichen Tagung gesagt: "Ich bin überzeugt, dass sich der Trend der Konsolidierung in Europa und gerade in Deutschland beschleunigen muss."

(RP)
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