Eon-Tochter Uniper will Hunderte Stellen streichen

Düsseldorf · Eons Kraftwerkstochter Uniper setzt nach einem Milliardenverlust den Rotstift an. Sie will 400 Millionen Euro sparen, auch beim Personal. Jede vierte Führungsposition in der Verwaltung soll wegfallen. Die Aktie legt kräftig zu.

 Die Eon-Tochter Uniper muss sparen und will auch Stellenabbauen.

Die Eon-Tochter Uniper muss sparen und will auch Stellenabbauen.

Foto: RP/Weber

Uniper macht ernst: Das Kraftwerksunternehmen will über 500 Stellen streichen, wie unsere Redaktion aus Arbeitnehmerkreisen erfuhr. Derzeit verhandele man über einen Interessenausgleich und Sozialplan. Womöglich seien am Ende weniger als 500 Mitarbeiter betroffen, da Uniper frei werdende Stellen oft nicht mehr besetzt habe, hofft man in Arbeitnehmerkreisen. Der Uniper-Sprecher wollte das nicht kommentieren. In Uniper hat Eon sein Geschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken abgespalten, das unter dem Fall der Strom-Großhandelspreise leidet.

Uniper-Chef Klaus Schäfer wollte sich bei der Vorlage der Neunmonats-Bilanz nicht zur Größenordnung des Stellenabbaus äußern. Er kündigte lediglich an, dass Uniper jede vierte Führungsposition in der Verwaltung streichen werde. Der Schwerpunkt des Abbaus liege in Deutschland. Uniper hat 14.000 Mitarbeiter, davon 5000 in Deutschland. "Dabei steht der sozialverträgliche Abbau im Vordergrund", betonte Schäfer. Man sei in gutem Dialog mit den Arbeitnehmervertretern. Betriebsbedingte Kündigungen schloss er nicht aus, diese sei jedoch "ultima ratio".

Auf die Frage, ob auch der Vorstand zur Kostensenkung beitrage werde, etwa durch den Verzicht auf Boni, sagte Schäfer: Es werde alles unter die Lupe genommen. Dass der Aufsichtsrat Schäfer zum Uniper-Start eine "Sonderinzentivierung" (also eine Art Antrittsprämie) von 1,24 Millionen Euro zusagte, sorgt bei Arbeitnehmern und den Aktionärsschützern der DSW für Unmut.

Insgesamt will Uniper seine Kosten bis Ende 2018 um 400 Millionen Euro auf 1,9 Milliarden senken. Auch bei Sachkosten soll gespart werden, etwa beim Einkauf und der Informationstechnik. Kraftwerke in Maasvlakte und der schwedische Atommeiler Oskarshamm 1 sollen schließen. Zudem hat Uniper die Investitionen gekürzt und will Beteiligungen für zwei Milliarden Euro verkaufen. Was er ins Fenster stellt, sagte Schäfer nicht.

Mit den Maßnahmen will Uniper auch seine Schulden reduzieren. "Es bleibt für uns entscheidend, bis Ende 2017 ausreichend finanzielle Spielräume zu haben, um auch bei rauem Gegenwind seitens der Märkte gut und sicher navigieren zu können", sagte Schäfer.

Die Sparpläne ließen die Anleger vergessen, dass Uniper in den ersten neun Monaten einen Konzernverlust von 4,2 Milliarden Euro einfuhr: Die Uniper-Aktie legte am Dienstag teilweise um vier Prozent auf 11,80 Euro zu. Damit notiert sie weit über ihrem ersten Kurs von zehn Euro. Schäfer hält es für wahrscheinlich, dass die Uniper-Aktie Ende des Jahres in den M-Dax aufsteigt. Er bekräftigte, dass Uniper 200 Millionen an seine Aktionäre ausschütten will. Das sind 55 Cent je Aktie. Das geht, weil Uniper, bereinigt um Einmaleffekte wie Abschreibungen, einen Gewinn gemacht hat.

Parallel zum Interessenausgleich spricht Uniper mit Arbeitnehmervertretern über den künftigen Tarifvertrag. Uniper habe unter anderem mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit gefordert, heißt es. Das Schwesterunternehmen Preussenelektra, in das Eon seine deutschen Atomkraftwerke gebündelt hat, ist bereits konkret geworden: Preussenelektra fordere, die Arbeitszeit von 37 auf 40 Stunden pro Woche zu erhöhen, hieß es.

Die Gehälter für Neueinsteiger in oberen Gehaltsgruppen sollen um 6,5 Prozent sinken. Eine Sprecherin von Preussenelektra wollte das nicht bestätigen und verwies auf laufende Sondierungsgespräche. Die Gewerkschaften haben schon früher, etwa bei RWE, klar gemacht, dass Lohnkürzungen und Arbeitszeitverlängerungen mit ihnen nicht zu machen sind.

(anh)
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