Handwerk und Industrie suchen händeringend 30.000 freie Lehrstellen in NRW

Berlin/Düsseldorf · Handwerk und Industrie suchen vielerorts noch händeringend Auszubildende. Die Bundesagentur und der DIHK kritisieren das späte Einstiegsalter vieler Jugendlicher bei der Ausbildung.

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Foto: ddp

Kurz vor dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres suchen tausende Unternehmen noch händeringend neue Auszubildende. "Die Betriebe in Deutschland haben immer größere Schwierigkeiten, ihre freien Ausbildungsplätze zu besetzen", sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). "Für Jugendliche ist die Situation auf dem Ausbildungsmarkt so gut wie schon lange nicht mehr."

Während 53 000 weniger Schüler in diesem Jahr die allgemeinbildenden Schulen verließen und sich die Bewerberzahl entsprechend verringere, sei das Ausbildungsplatzangebot gegenüber dem Vorjahr gestiegen: Bis Ende Juni wurden 470.000 offene Lehrstellen bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldet. "Das sind fast 10.000 mehr als im Vorjahresmonat", sagte Wansleben.

Allein in der Online-Lehrstellenbörse der 80 Industrie- und Handelskammern fänden Jugendliche für das am 1. August oder 1. September beginnende Ausbildungsjahr derzeit noch rund 20 000 Angebote. Auch das Handwerk meldet noch 30.000 offene Ausbildungsplätze. "Das sind zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr", sagte Dirk Palige, Geschäftsführer des Zentralverbands des Handwerks (ZDH).

Bundesweit waren nach den BA-Daten Ende Juni noch gut 190.000 Lehrstellen unbesetzt, davon allein mehr als 30 000 in NRW. Am Donnerstag wird die BA neue Zahlen veröffentlichen. Die Zahl der offenen Stellen dürfte sich im Juli zwar verringert haben, doch Fachleute rechnen weiterhin mit der größten Lehrlingslücke seit Jahrzehnten.

"Das Durchschnittsalter von Auszubildenden bei Beginn der Lehre liegt derzeit bei 19,8 Jahren — im europäischen Vergleich liegen wir damit auf den hinteren Rängen",. monierte BA-Vorstand Heinrich Alt. Viele Jugendliche würden nach einem Schulabschluss zu lange in staatlich organisierten Übergangssystemen aufgehalten und von der realen Arbeitswelt ferngehalten. Auch Wansleben sagte: "Wir beobachten, dass Jugendliche seit Jahren immer später in die Ausbildung einsteigen." Die jungen Menschen gingen einerseits heute länger zur Schule. "Andererseits sind zu viele Jugendliche auf einen Wunschberuf oder eine Region fixiert", sagte Wansleben.

(mar)
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