Bonn Absturz des Solarkönigs Frank Asbeck

Bonn · Europas größtem Solarunternehmen Solarworld droht die Pleite. Doch Vorstands-Chef Frank Asbeck hat sich soeben privat ein weiteres Schloss gekauft. Der Maserati-Fahrer ist Grünen-Mitglied – und liebt die Widersprüche.

Europas größtem Solarunternehmen Solarworld droht die Pleite. Doch Vorstands-Chef Frank Asbeck hat sich soeben privat ein weiteres Schloss gekauft. Der Maserati-Fahrer ist Grünen-Mitglied — und liebt die Widersprüche.

Ein extrem umtriebiger Mensch war Frank Asbeck schon immer. 1980 war er mit Petra Kelly Gründungsmitglied der Grünen, 1982 machte er bei einer Sitzblockade mit, erstes Geld verdiente er als Verleiher von gepanzerten Fahrzeugen an Journalisten im Bosnienkrieg, dann war er als Hauptaktionär der von ihm aufgebauten Solarworld AG wegen des hochgeschossenen Aktienkurses zeitweise Milliardär. Jetzt hat der 53-jährige Vater von drei Kindern ein neues "Meisterstück" abgeliefert: Die Gläubiger des Unternehmens sollen auf einen Teil ihrer Kredite von rund einer Milliarde Euro verzichten — sonst könnte das Unternehmen untergehen. Asbeck deutet den weiteren Abbau von Jobs und Lohnkürzungen an. Doch zeitgleich wurde bekannt, dass er für rund fünf Millionen Euro von Thomas Gottschalk dessen Schloss bei Remagen kaufte. Er habe dafür nur privates Geld genutzt, rechtfertigt sich Asbeck. Seine wohltätige Stiftung werde die Luxusimmobilie nutzen — der Verdacht der Veruntreuung von Firmenvermögen soll so ausgeräumt werden.

Formal hat Asbeck wohl recht — aus Dividenden, Aktienverkäufen und mehr als 15 Jahren Chefgehalt hat er genügend Reserven gebildet, um trotz Firmenkrise aus dem Vollen schöpfen zu können. Mehrere Häuser und ein Jagdrevier nahe Bonn gehören ihm, ein Maserati ist Teil des Fuhrparks. Und trotz Absturzes der Aktie um 97 Prozent ist Asbeck noch immer vielfacher Millionär. 28 Prozent von Solarworld gehören ihm — das Unternehmen ist noch 126 Millionen Euro wert.

So sehr Asbeck der Absturz auch schockt, die Schuldigen sieht er woanders: Der chinesische Staat erlaube dortigen Unternehmen, Solaranlagen weltweit unter den Herstellungskosten anzubieten — und damit würden die hiesigen Hersteller in den Ruin getrieben. "Mir tut es weh, was mit unserer Branche geschieht", sagt er "all das, was wir deutschen Pioniere 30 Jahre lang an Aufbauarbeit betrieben haben, die ganze Forschung, unser Wissen, all das liefern wir den Chinesen aus."

Asbeck setzt vorrangig auf die Politik zur Firmenrettung: Sie hat ihm in Deutschland hohe Subventionen für den Betrieb von Solarzellen beschert, jetzt soll sie ihm auch die Chinesen vom Hals halten. In den USA setzte Solarworld bereits Anti-Dumping-Zölle gegen chinesische Solarzellen durch. In Europa versucht Asbeck eine ähnliche Politik durchzusetzen. Ob das Solarworld rettet, ist aber unsicher. So meint der Analyst Wolfgang Hummel vom Berliner Zentrum für Solarmarktforschung, Solarworld sei nicht zukunftsfähig: "Die Fertigung am deutschen Standort ist zu teuer."

Für Asbeck wäre ein Untergang von Solarworld dabei nur ein erneuter Anfang nach vielen Volten. Als Kind wollte er zuerst Müllmann werden, dann Bäcker, dann wurde er Ingenieur. Er war als Jugendlicher im Umfeld der DKP aktiv, dann SPD-Mitglied, dann kam der Wechsel zu den Grünen, denen er noch immer angehört. Jetzt liebäugelt er mit der CDU: "Von einem vernünftigen CDU-Mann unterscheidet mich gar nichts, von einem unvernünftigen Grünen eine ganze Menge."

Selbstdarstellung ist Programm des 130 Kilo-Mannes. Die Hauptversammlungen von Solarworld fanden zeitweise im früheren Bundestag in Bonn statt — so konnte sich der bekennende Legastheniker Asbeck gut als perfekter Redner präsentieren. Im November 2008 bot er an, Opel zu kaufen, um die damals diskutierte Schließung zu verhindern — ein PR-Gag. Und seinen Reichtum stellt er gerne zur Schau: Im Park rund um die Bonner Solarworld-Zentrale wollte er zeitweise Löwen ansiedeln. Als das nicht klappte, fuhr er beim Bonner Rosenmontagszug im Raubkatzenkostüm mit. "Ruhm bedeutet mir gar nichts", sagt Asbeck — seine Memoiren gibt es aber schon.

(RP/csr)
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