Münchner Autoclub in der Krise ADAC trennt sich von Geschäftsführer

München · Der ADAC hat in der Aufarbeitung seiner Manipulationsaffäre weitere Konsequenzen gezogen und sich von seinem langjährigen Geschäftsführer Karl Obermair getrennt.

 Der ehemalige Geschäftsführer des ADAC: Karl Obermair.

Der ehemalige Geschäftsführer des ADAC: Karl Obermair.

Foto: afp, CHRISTOF STACHE

Über die vertraglichen Details hätten beide Seiten Stillschweigen vereinbart, teilte der ADAC am Freitag mit. "Es gibt eine einvernehmliche Trennungsvereinbarung, die von beiden Seiten unterschrieben worden ist", sagte ADAC-Sprecher Christian Garrels am Freitag. Zugleich setze der Club seine Erneuerung auf allen Ebenen fort. Erste Ergebnisse der entsprechenden Arbeitsgruppen könne es eventuell im Mai bei der Hauptversammlung geben.

Derweil hat der ADAC laut "Welt" weiter mit einer Kündigungswelle zu kämpfen. Wie schon in den beiden Vormonaten habe der Automobilclub auch im März deutlich mehr Kündigungen als normal hinnehmen müssen, berichtete die Zeitung in ihrer Online-Ausgabe. Demnach reichten im März 66.000 Mitglieder mehr als noch im Vorjahreszeitraum ihre Kündigung ein. Im ersten Vierteljahr habe die Zahl der zusätzlichen Austritte damit bei rund 250 000 gelegen.

Auch im März sei die absolute Zahl der Mitglieder zurückgegangen. 18,97 Millionen Mitglieder zählte der ADAC demnach Ende März - das seien 15.000 weniger als Ende Januar gewesen.

In der Affäre um Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" gab es bereits mehrere personelle Konsequenzen. Unter anderem nahm Club-Präsident Peter Meyer seinen Hut. Dem zunächst beurlaubten Kommunikationschef und Chefredakteur des Magazins "Motorwelt", Michael Ramstetter, kündigte der ADAC fristlos, als ein Prüfbericht der Beratungsfirma Deloitte den Verdacht auf Fälschungen beim "Gelben Engel" bestätigte. Ramstetter wehrt sich nun vor dem Münchner Arbeitsgericht; am 22. Mai ist ein Gütetermin. Der Ex-Kommunikationschef gilt als Schlüsselfigur des Skandals.

Obermair war zunehmend unter Druck geraten, nachdem er bei der Feier zur Wahl des Lieblingsautos der Deutschen im Januar Manipulationsvorwürfe harsch zurückgewiesen hatte. Nach einem entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung" sprach er vor den geladenen Gästen von "Unterstellungen und Unwahrheiten". Im übrigen sei nichts älter als die Tageszeitung von gestern: "Mit der packt man den Fisch ein." Tatsächlich aber bestätigten sich die Vorwürfe.

Der kommissarische ADAC-Präsident August Markl hatte schon Ende Februar angekündigt, dass sich der Club auch von Obermair trennen wolle. Anfang der Woche hatte es in Medien aber noch geheißen, es gehe um hohe Abfindungssummen; man habe keine Lösung gefunden. Mittlerweile einigten sich beide Seiten. Wann Obermair den ADAC offiziell verlässt, blieb offen.

Der ADAC konzentriere sich weiter mit voller Kraft auf sein Erneuerungs- und Reformprogramm, sagte Garrels. Sieben Arbeitsgruppen hatten in der vergangenen Woche ihre Arbeit aufgenommen. "In diesen Arbeitsgruppen werden ADAC-weit grundsätzliche Strukturen, Ausrichtungen und das Selbstverständnis des ADAC kritisch und ergebnisoffen hinterfragt", sagte Garrels.

Zu den Themenkomplexen zählen auch Mitgliedereinbindung, Unternehmenskultur sowie Tests, Studien und Awards. Einbezogen sind neben der Zentrale auch die 18 Regionalclubs, sowohl auf der Haupt- als auch auf der ehrenamtlichen Ebene. "Wir haben vor, erste Ergebnisse auf der Hauptversammlung im Mai in Saarbrücken vorzustellen", kündigte Garrels an.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort