Ohne Foto nicht versichert Ärger um Gesundheitskarte

Berlin · Die elektronische Karte soll ab dem 1. Oktober ausgegeben werden. Wer es versäumt, seiner Krankenkasse ein Foto von sich zu schicken, kann seinen Versicherungsschutz verlieren.

Daten, Kosten, Sicherheit - die Fakten zur Gesundheitskarte
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Foto: AP

Nach den Sommerferien werden die gesetzlich Versicherten Post von ihren Krankenkassen bekommen. Darin werden die Versicherungen von ihren Mitgliedern Fotos für die die elektronische Gesundheitskarte fordern. Wer es versäumt, der Krankenkasse ein Foto zur Verfügung zu stellen, kann seinen Versicherungsschutz verlieren.

Dies geht aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums an die FDP-Fraktion hervor. Darin heißt es: Die elektronische Gesundheitskarte könne "in der Regel nicht ausgestellt werden, wenn ein notwendiges Lichtbild nicht vorgelegt wird." Ohne Karte keine Leistung: Das Ministerium verweist in seinem Antwortschreiben auch auf die Pflicht der Versicherten, "bei Inanspruchnahme von ärztlichen Leistungen dem behandelnden Arzt vor Beginn der Behandlung die Gesundheitskarte vorzulegen".

Jahrelanger Streit

Der FDP-Gesundheitsexperte Daniel Bahr kritisiert: "Das Gesundheitsministerium will gegen Bedenken von Ärzten und Patientenvertretern dieses Projekt durchpeitschen."

Die elektronische Gesundheitskarte soll ab dem 1. Oktober an die Versicherten ausgegeben und später erweitert werden. Um ihre Einführung tobt seit Jahren ein Streit. Ursprünglich sollte das Projekt 2006 starten. Die AOK Rheinland/Hamburg zeigt sich zuversichtlich, dass der neue Starttermin eingehalten werden kann.

Auch bei der Bildbeschaffung sieht AOK-Chef Wilfried Jacobs keine Schwierigkeiten: "In einer Testphase hatten wir bereits bei 20.000 Versicherten Bilder erbeten. 98 Prozent davon haben die Bilder sofort zur Verfügung gestellt." Für all jene, die wegen Alter oder Krankheit nur schwer Fotos beschaffen könnten, wolle die AOK "großzügige Übergangsfristen" einräumen.

Erhebliche Bedenken

Bei vielen Ärzten gibt es noch erhebliche Bedenken gegen die Karte. Sie fürchten, die Daten ihrer Patienten könnten nicht ausreichend geschützt sein. Viele Mediziner fürchten auch den weiteren Aufwand, den die neue Technik bringt. "Die Informationen müssen alle gesondert eingegeben werden. Das kostet Zeit, die von der Patientenversorgung abgeht", sagt der Düsseldorfer Internist Achim Daweke. Die Ärzte seien bereits heute mit Dokumentationspflichten überfrachtet.

Nicht zuletzt wegen des Streits um die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte hat der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Leonhard Hasen, seine Kündigung eingereicht. Die Ärztevertreter hatten ihm das Misstrauen ausgesprochen. Bis zum Jahresende bleibt er allerdings auf seinem Posten und managt den Start der Gesundheitskarte.

"Das nimmt jetzt Fahrt auf"

Derzeit werden die Arztpraxen mit Lesegeräten für die elektronische Gesundheitskarte ausgestattet. Von 15.000 Praxen, die ein solches Gerät benötigen, hätten bereits 2000 die Lesegeräte bestellt, betont Hansen. "Das nimmt jetzt Fahrt auf." Jede Arztpraxis erhält für den Kauf und die Installation der Geräte 1200 Euro von den Krankenkassen.

Die Techniker Krankenkasse zeigt sich weniger optimistisch, was die Ausstattung der Arztpraxen angeht. "Noch ist die Versorgung der Praxen mit Lesegeräten nicht so gut, dass wir mit der Ausgabe der elektronischen Gesundheitskarte starten können", sagte ein Sprecher. Die TK sei aber bereit, im August mit der Produktion der Karten zu starten, wenn es beim Einführungstermin 1. Oktober bleibe.

(ham)
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