Karibik-Flüge ab Düsseldorf werden eingestellt Air-Berlin-Piloten bangen um Langstrecke

Düsseldorf/Berlin · Das Unternehmen will die Strecken von Düsseldorf in die Karibik einstellen. Die Piloten fürchten, dass Langstreckenflüge nun ganz wegfallen. Der Unternehmer Wöhrl bietet 500 Millionen für Air Berlin, will aber nur 50 Millionen zusichern.

Air-Berlin-Maschinen am Flughafen Tegel (Archivbild).

Air-Berlin-Maschinen am Flughafen Tegel (Archivbild).

Foto: dpa

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) sorgt sich, dass der Langstreckenbetrieb von Air Berlin komplett eingestellt wird, während das insolvente Unternehmen in Teilen oder ganz weiter verkauft wird. Das sagte Ilja Schulz, Chef von Cockpit, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Ein Indiz für das Aus der Langstrecke ist, dass Air Berlin am Montag ankündigte, Karibik-Flüge von Düsseldorf nach Curaçao (Niederländische Antillen), Cancún (Mexiko), Havanna und Varadero (Kuba) sowie Punta Cana und Puerto Plata (Dominikanische Republik) ab dem 25. September einzustellen. Außerdem wird die Strecke nach Boston wie bereits angekündigt wegfallen.

Als weiteres Indiz sieht der VC-Chef die Preispolitik von Air Berlin. Nach dem 25. September würde etwa ein Flugticket von Berlin nach Miami mit mehr als 1000 Euro viel teurer sein als heute mit 305 Euro. "Wir haben die Sorge, dass mit dieser enormen Preiserhöhung die Langstrecke so unattraktiv gemacht werden soll, dass sie noch vor der Übernahme eingestampft werden kann", so Schulz.

Hintergrund ist ein knallharter Konflikt rund um die Gehälter und Arbeitsbedingungen der Piloten. Lufthansa hat öffentlich angekündigt, über seinen Ableger Eurowings einen großen Teil von Air Berlin übernehmen und dabei auch einen großen Teil der Langstreckenflotte weiter fliegen zu wollen. Allerdings hat Lufthansa auch erklärt, die Mitarbeiter in diesen Betriebsteilen neu bei Eurowings einstellen zu wollen - eine Übernahme zu den jetzigen Tarifen sei ausgeschlossen. Dies hält Gewerkschafter Schulz ebenso für inakzeptabel wie fehlende Angebote anderer Interessenten an Air Berlin für weiter geltende Tarifverträge: "Alle Beteiligten sollten sich klar machen, dass wir ohne geordneten Übergang nicht mitmachen."

Nun fürchtet der Gewerkschafts-Chef, dass das Unternehmen insbesondere die sehr hoch bezahlten Langstreckenpiloten der früheren LTU loswerden will, bevor es zu einer Übergabe von Betriebsteilen kommt. "Die könnte der Insolvenzverwalter bei einer Einstellung der Langstrecke sofort entlassen wollen. Die Braut wird quasi für die Hochzeit hübsch gemacht. Das ist ein Skandal, den wir uns so nicht bieten lassen."

Nachdem aber Eurowings bereits Piloten Angebote für neue Verträge macht, warnt er vor Unfrieden: "Sollten sich die übernehmenden Unternehmen dauerhaft weigern, einen geregelten Übergang mitzutragen, dann müssen sie damit rechnen, dass der Konflikt in ihrem Unternehmen auch sichtbar wird. Der Organisationsgrad der Piloten bei Air Berlin ist extrem hoch. Das sollten die Airlines nicht unterschätzen."

Vorsichtig gibt sich Schulz gegenüber einem Verkauf von Air Berlin an den Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl, der sein Angebot gestern konkretisierte. "Herr Wöhrl hat sich in der Vergangenheit nicht dadurch hervorgetan, dass er Airlines lange geführt hat." Schulz würde es bevorzugen, wenn eine große ausländische Gesellschaft Air Berlin kauft - dafür zeichnet sich allerdings bisher kein Angebot ab.

Wenig von der Wöhrl-Offerte hält auch der Hamburger Insolvenzverwalter Jörn Weitzmann. Für ihn ist das Problem: Wöhrl will zwar maximal 500 Millionen Euro für das insolvente Unternehmen bezahlen, doch sicher fließen nur 50 Millionen Euro am Tag der Übergabe. Die Zahlung der restlichen 450 Millionen Euro macht Wöhrl davon abhängig, dass die Geschäfte auch solide laufen und dass er Partner findet, um die Flotte von knapp 150 Jets gut auszulasten.

Zu diesen Partnern zählt er sogar die Lufthansa, die aber bekanntermaßen das Ziel hat, große Teile der Flotte von Air Berlin selber zu übernehmen. "Dieses Angebot von Wöhrl werden der Sachwalter und der Gläubigerauschuss sehr kritisch hinterfragen", sagt dazu Weitzmann, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Insolvenzrecht im Deutschen Anwaltsverein ist. Weitzmann: "Es bringt ja wenig, auf 500 Millionen Euro zu hoffen, wenn nur 50 Millionen Euro sicher sind."

Er weist auf ein großes Risiko hin: "Es ist problematisch, wesentliche Teile des Kaufpreises von Bedingungen abhängig zu machen, die in der Zukunft liegen und die man nicht mehr beeinflussen kann. Dann droht der Kaufpreis zu einem reinen Hoffnungswert zu werden. Eine sichere Fortführung der Geschäfte verlangt dagegen eine solide finanzielle Absicherung durch den Käufer."

(RP)
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