Konkurrenz-Bündnis bedroht Lufthansa Air Berlin startet Partnerschaft mit Air France

Frankfurt · Der Wettbewerb für die Lufthansa wird immer härter: Air Berlin und Air France-KLM rücken enger zusammen und bieten künftig gemeinsam Flüge an. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft, das französisch-niederländische Unternehmen und der Air-Berlin-Großaktionär Etihad aus Abu Dhabi kündigten eine strategische Partnerschaft an.

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Mit der sollen die Streckennetze der beteiligten Airlines besser verzahnt werden. Durch die Partnerschaft mit Air France-KLM erhöhe sich die Zahl der Ziele von Air Berlin in Frankreich auf neun von drei, teilte Air Berlin mit. Langstreckenflüge ab Paris sind nicht Teil der Vereinbarung. Die Franzosen erweiterten durch das Abkommen mit Air Berlin ihr Flugangebot in Deutschland, Polen und Österreich.

Starten solle das Bündnis am 28. Oktober. Den großen Durchbruch bedeutet die Vereinbarung für die kriselnde Air Berlin nicht. Codeshare-Abkommen sind in der Branche üblich - das von Hartmut Mehdorn gelenkte Unternehmen hat bereits gut ein Dutzend solcher Abmachungen. Geholfen hat das nicht viel: Air Berlin fliegt seit Jahren Verlust ein.

Kriselnde Air Berlin hofft auf Verbesserung

Pikant ist der jüngste Schulterschluss, weil Air Berlin bereits eng mit Rivalen von Air France-KLM zusammenarbeitet: Die deutsche Fluglinie trat erst im Frühjahr der von British Airways und Iberia geführten Luftfahrtallianz Oneworld bei. AirFrance-KLM ist hingegen Mitglied im Konkurrenzbündnis Skyteam. Nach Aussagen eines Air-Berlin-Sprechers hat das neue Bündnis keine Auswirkungen auf die Oneworld-Mitgliedschaft. "Air Berlin hat bereits mehrere Codeshare-Vereinbarungen mit Airlines, die nicht der Oneworld angehören." Und auch Air France arbeite mit Fluggesellschaften, die anderen Allianzen angehörten.

An der Börse kam die Vereinbarung mit Air France-KLM gut an. Air-Berlin-Aktien rückten in einem schwachen Umfeld um 0,6 Prozent vor. "Das Flugbündnis ist sehr positiv für die Passagiere und erhöht die Attraktivität der involvierten Airlines", schrieb DZ-Bank-Analyst Robert Czerwensky. Der Gegenwind für Air Berlin ist groß: Zuletzt flog das Unternehmen immer tiefer in die roten Zahlen. Im zweiten Quartal weitete sich der Nettoverlust auf 66,2 Millionen Euro aus nach einem Fehlbetrag von 43,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Gleichzeitig schwand die Kapitaldecke, die Eigenkapitalquote, auf vier Prozent - aus Sicht von Analysten ein kritisches Niveau. Seitdem wächst der Druck auf Firmenchef Mehdorn, sein Amt früher als geplant abzugeben. Sein Vertrag läuft noch bis Ende 2013, die Suche nach einem Nachfolger läuft bereits.

Offensive aus dem Orient

Gleichzeitig hat Etihad auch direkt eine Codeshare-Vereinbarung mit Air France-KLM geschlossen. Etihad-Passagiere können nun einfacher auf innereuropäische Flüge von Air France-KLM umsteigen - im Gegenzug bekommt die französisch-niederländische Airline Zugriff auf einige Langstrecken-Verbindungen, die in Abu Dhabi starten. Dabei muss es nicht bleiben. Im Juni sagte Etihad-Chef James Hogan, dass ein Codesharing-Abkommen eine gute Basis für eine weitergehende Partnerschaft ist.

"Wir tasten uns bei Air France langsam vor", sagte er. "Wie bei einer ordentlichen Hochzeit wollen wir erst die Verlobung besiegeln." Bedrohlich ist der Vorstoß von Etihad in erster Linie für die Lufthansa, die dem weltgrößten Luftfahrtbündnis Star Alliance angehört. Mit Etihad fasst einer ihrer schärfsten Wettbewerber vom Golf nun noch stärker in Europa Fuß.

Die Deutschen gehören zu den größten Kritikern der schnell wachsenden Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten, zu denen neben Etihad auch Emirates und Qatar Airways gehören. Nach Ansicht der Lufthansa haben die Konkurrenten Vorteile, da sie in staatlichem Besitz sind und von ihren Heimatstaaten am Persischen Golf umfangreich unterstützt werden.

(REU)
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