Verdacht auf Steuerhinterziehung Steuerfahnder gehen gegen asiatische Händler bei Amazon vor

Berlin · Steuerfahnder gehen laut einem Medienbericht gegen Onlinehändler aus China vor, die ihre Produkte über Amazon in der Bundesrepublik verkaufen und im Verdacht der Umsatzsteuer-Hinterziehung stehen.

 Blick in ein Amazon-Logistik-Zentrum (Archiv).

Blick in ein Amazon-Logistik-Zentrum (Archiv).

Foto: Uli Deck/dpa

Die Behörden hätten Waren und Konten der Händler beschlagnahmt, berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf Branchenkreise. Fahnder hätten dafür Amazon-Lager aufgesucht. Federführend bei den Ermittlungen sei neben der Steuerfahndung das Finanzamt Berlin-Neukölln, das für die Umsatzsteueranmeldung chinesischer Händler in Deutschland zuständig ist.

Die Berliner Senatsverwaltung für Finanzen wollte sich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht zu dem Fall äußern. Amazon betonte, Verkäufer auf den Marktplätzen des Online-Riesen seien eigenständige Unternehmen und selbst verantwortlich, ihre steuerrechtlichen Pflichten zu erfüllen. Laut dem "Handelsblatt"-Bericht informierte Amazon die Händler, dass ihre Accounts wegen der Ermittlungen gesperrt seien.

Finanzminister wollen Gesetze verschärfen

Steuertricks von Verkäufern im Online-Handel sind den Finanzpolitikern in Deutschland schon länger ein Dorn im Auge. Sie wollen deshalb Plattformen wie Amazon und Ebay härter an die Kandare nehmen. Bund und Länder arbeiten an Maßnahmen zur Vermeidung von Steuerausfällen im boomenden Online-Handel.

Die Finanzminister der Bundesländer hatten sich Ende November in Berlin darauf verständigt, dass die Betreiber unter bestimmten Bedingungen haften sollen. Das Bundesfinanzministerium will dazu einen Gesetzentwurf erarbeiten. Sollte sich die Regierungsbildung weiter hinziehen, könnten aber auch die Länder im Bundesrat bis Ende März eine Initiative starten.

Dem Fiskus entgehen die Einnahmen, weil Anbieter aus China oder anderen Drittländern bewusst oder unwissend die Umsatzsteuer von 19 Prozent in Deutschland nicht abführen, wenn sie Waren wie Smartphones auf Online-Plattformen anbieten. Der Schaden für den Staat könnte sich dadurch womöglich auf rund eine Milliarde Euro belaufen, hatte der Bundesvorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler, gesagt.

Ein Amazon-Sprecher sagte, der Konzern stelle Verkäufern umfangreiche Informationen zur Verfügung, um diese bei der Einhaltung ihrer steuerlichen Verpflichtungen zu unterstützen. Erhalte Amazon Informationen, dass ein Verkäufer seinen steuerrechtlichen Verpflichtungen nicht nachkomme, habe der Konzern "Prozesse etabliert, um den Account zu überprüfen und das Verkäufer-Konto zu schließen, sollte der Verkäufer keine gültige Umsatzsteuernummer einreichen".

(wer)
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