Verdi will Druck erhöhen Neuer Amazon-Streik im Weihnachtsgeschäft

Berlin · Mitten im Weihnachtsgeschäft setzen Beschäftigte des weltgrößten Online-Versandhändlers Amazon mit erneuten Streiks ein Zeichen in dem Dauer-Tarifkonflikt. Bereits in der Nacht zum Montag begannen die Ausstände in Bad Hersfeld.

Chronologie im Tarifstreit zwischen Verdi und Amazon
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Foto: dpa, ud mut stj

Am größten deutschen Standort beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft Verdi im Tagesverlauf 500 Mitarbeiter. Am Nachmittag legten rund 200 Beschäftigte in Leipzig die Arbeit bis zum Ende der Spätschicht nieder. Amazon bilanzierte, dass an beiden Standorten weniger als 810 Mitarbeiter dem Streikaufruf gefolgt seien. Die Mehrheit der Beschäftigten habe gearbeitet.

Laut Gewerkschaft soll am Dienstag zum Normalbetrieb übergegangen werden. Ob in den nächsten Tagen an anderen Standorten zu weiteren Ausständen aufgerufen wird, ließ Verdi offen. Beobachter rechnen bis Weihnachten mit weiteren Streikwellen der Gewerkschaft.

Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger sagte: "Amazon hat es in der Hand, der Forderung der Beschäftigten nach einem Tarifvertrag und existenzsichernden Einkommen sowie würdigen Arbeitsbedingungen entgegenzukommen und diese Streiks zu beenden." Solange sich das Unternehmen weigere, werde es weiterhin zu Arbeitsniederlegungen kommen. Mit den Weihnachtsangeboten sei der Arbeitsdruck noch einmal deutlich gestiegen.

Die Gewerkschaft versucht seit mehr als einem Jahr, den Versandhändler zu Tarifgesprächen zu Bedingungen des Einzelhandels zu bewegen. Amazon lehnt das strikt ab und sieht sich selbst als Logistiker. Das Unternehmen beschäftigt in bundesweit neun Warenlagern knapp 10 000 Mitarbeiter.

Die hessische Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke sagte in Bad Hersfeld: "Amazon macht den Kunden derzeit viele Angebote zum Weihnachtsshopping. Die Mitarbeiter hätten auch gern ein Angebot - ein Gesprächsangebot für bessere Arbeitsbedingungen." Mit dem Streik glaubt die Gewerkschaft, den Branchenriesen treffen zu können. Das Unternehmen teilte aber mit, dass es zu keinen verspäteten Auslieferungen komme. "Amazon wird sein Lieferversprechen an Kunden mit Hilfe des europäischen Logistiknetzwerks aus 28 Logistikzentren in sieben Ländern einschließlich Großbritannien, Frankreich, Polen und der Tschechischen Republik einhalten", sagte Amazon-Sprecherin Anette Nachbar.

(AFP)
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