Andrea Gotzmann

Arg aufgeregt war Andrea Gotzmann, als sie vor 30 Jahren bei Prof. Manfred Donike vorsprach. Sie wollte bei ihm am Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule in Köln promovieren und arbeiten. "Treiben Sie Sport?", fragte Donike. "Ja, Basketball", sagte die junge Besucherin. "Das ist doch kein Sport", entgegnete der knorrige Professor, dessen Leidenschaft dem Radsport galt.

Selbstverständlich ist Basketball Sport. Und zwar ein lehrreicher. Andrea Gotzmann profitiert heute als Vorstandsvorsitzende der Nationalen Antidoping-Agentur (Nada) noch von den vielen, vielen Stunden in der Halle. Denn der Sport war für sie auch Schule fürs Berufsleben. "Ich habe immer ein Team gehabt, weiß aber, dass es auch in so einem Gefüge auf die Leistungen des Einzelnen ankommt", sagt sie.

Die gebürtige Haanerin gehörte in den 1970er und 80er Jahren zu den besten deutschen Basketballerinnen. Mit Agon Düsseldorf feierte sie elf deutsche Meistertitel, 103-mal spielte sie im Nationalteam.

"Der Sport hat mir auch gezeigt, wie man in einer Mannschaft mit Niederlagen umgeht", sagt die 57-Jährige, die seit dreieinhalb Jahren an der Spitze der Nada steht. Auch das Durchhaltevermögen, das sie heute manchmal braucht, hat sie im Sport entwickelt: "Ich weiß nicht, wie ich das damals durchgehalten habe, als ich Sport und Chemie studiert habe und nach dem Training erst um 23.30 Uhr zu Hause war."

Heute leitet sie in Bonn eine Institution, die im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht: Die Nada ist für die Dopingkontrollen im Training und im Wettkampf zuständig, Präventionsarbeit mit Jugendlichen ist ein großes Thema. Gotzmann trägt Verantwortung für 30 Mitarbeiter. "Ich hatte schon schlaflose Nächte, wenn es aufs Jahresende zuging, die Finanzierung der Nada nicht gesichert war und die Jobs in Gefahr waren", erinnert sie sich. Jetzt steht die Nada auf sicherem Fundament. Der Koalitionsvertrag sichert den Betrieb (Jahresetat: knapp zehn Millionen Euro).

Gotzmann vertritt ihre Einrichtung auf höchstem politischen Niveau in Berlin und bei der EU mit Nachdruck. Ihre Körpergröße von 1,86 Meter hilft ihr dabei. "Und ich trage auch noch gern hochhackige Schuhe", sagt sie. Das dazu nötige Selbstvertrauen hat sie im Sport erworben.

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