Ex-Bahn-Chef Scheuer kritisiert Millionen-Abfindung an Rüdiger Grube

Berlin · Quer durch alle Parteien hinweg stößt die millionenschwere Abfindung an den ehemaligen Bahn-Chef Rüdiger Grube auf heftige Kritik. Der hatte 2,3 Millionen Euro für 2017 erhalten, obwohl er bereits im Januar gekündigt hatte.

 Rüdiger Grube (Archivbild).

Rüdiger Grube (Archivbild).

Foto: dpa, mut sab pat

Der neue Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kündigte in der "Bild"-Zeitung an: "Wir werden mit dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden künftig darauf achten, dass bei solchen Verträgen Maß und Mitte eingehalten wird." Vertreter der SPD, von Grünen und Linken äußerten sich empört.

Laut Bericht der "Stuttgarter Zeitung" bekam Grube eine Abfindung in Höhe von fast 2,3 Millionen Euro für das Jahr 2017, obwohl er im Januar des Jahres gekündigt hatte. Die Zeitung berief sich auf den noch unveröffentlichten Geschäftsbericht des Staatskonzerns Bahn. 2,25 Millionen Euro werden demnach als "Bezüge im Zusammenhang mit der vorzeitigen Beendigung der Tätigkeit" ausgewiesen.

Das Beispiel zeige, "dass wir eine neue Kultur in den Unternehmen des Bundes brauchen", sagte Verkehrsminister Scheuer der "Bild"-Zeitung. Nach seinen Worten war das Vertrauensverhältnis zwischen Aufsichtsrat und Grube "zerrüttet". Daher sei "ein klarer Schnitt notwendig" gewesen. Der Aufsichtsratsvorsitzende habe vom Aufsichtsrat den Auftrag bekommen, Grubes Ausstieg finanziell abzuwickeln.

Vorsitzender des Kontrollgremiums ist derzeit Utz-Hellmuth Felcht; er scheidet Ende März aus. Über einen Nachfolger ist offiziell noch nicht entschieden.

Medienberichten zufolge will die große Koalition künftig mehr Politiker in den Aufsichtsrat schicken. Derzeit ist der Bund mit drei Staatssekretären der Ministerien Verkehr, Finanzen und Wirtschaft im Aufsichtsrat vertreten - sowie der Bundestag mit einem Mandat, das seit Juli 2014 die SPD-Abgeordnete Kirsten Lühmann innehat. Nun wollen demnach auch CDU und CSU zusätzlich je einen Vertreter in das Kontrollgremium entsenden. Im Aufsichtsrat sitzen insgesamt 20 Mitglieder.

"Da scheinen Maß und Mitte verloren gegangen zu sein"

Zur Millionenzahlung an Grube sagte der SPD-Fraktionsvize Sören Bartol der "Bild"-Zeitung: "Angesichts des überstürzten Abgangs 2017 erschließt sich einem nicht sofort, warum Herr Grube noch eine Millionenabfindung bekommen haben soll. Da scheinen Maß und Mitte verloren gegangen zu sein."

Heftige Kritik kam von den Grünen und Linken. "Wenn die Berichte stimmen, dann beweist das erneut, dass die Bahn ohne Not viel Geld zum Fenster rausschmeißt", sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter der "Bild". "Die Bahn hat weitaus drängendere Probleme, als den Abgang eines Chefs zu vergolden." Hofreiter forderte, der Bund müsse endlich "Einfluss auf die Bahnpolitik nehmen". Und er müsse "unsittliche Gehälter und Abfindungen ausschließen".

Linken-Chef Bernd Riexinger sagte der Nachrichtenagentur AFP, "die Millionengehälter und Abfindungen mancher Topmanager machen einen immer wieder sprachlos". Selbst bei erwiesener Erfolglosigkeit flössen Summen, die sich Menschen mit einem Durchschnittsgehalt kaum vorstellen, geschweige denn in der normalen Lebensarbeitszeit erarbeiten können. Gerade Unternehmen in Staatsbesitz müssten eine Vorbildfunktion übernehmen, statt Gier des Topmanagements ebenfalls hemmungslos zu bedienen, forderte Riexinger.

Grube war von 2009 bis Anfang 2017 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn. Seit August 2017 arbeitet der 66-Jährige bei der US-Investmentbank Lazard.

(felt)
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