Der Erfinder der Seite "10 000 Flies" Anton Klees — Herr der Fliegen

Düsseldorf · Die Website 10 000 Flies erstellt die Nachrichten-Charts der Sozialen Netzwerke. Erfunden hat sie die Agentur des Düsseldorfers Anton Klees.

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Foto: dpa, Jessica Binsch

Der beliebteste Film in den Kinos ist aktuell "Fifty Shades of Grey", bei den Büchern führt "Unterwerfung" von Michel Houellebecq und an der Spitze der Musikcharts steht Ellie Goulding mit "Love me like you do". Doch wie heißt der beliebteste Artikel der vergangenen Wochen?

Früher hätte es darauf keine Antwort gegeben. Niemand kann genau sagen, welcher Zeitungsartikel gelesen und Freunden empfohlen wird.

Im Internet ist das anders, dafür sorgt Anton Klees. Der Gründer der Düsseldorfer Agentur "Active Value" ist einer der Erfinder der Seite 10 000 Flies, die täglich die Charts der beliebtesten Artikel in sozialen Netzwerken veröffentlicht. Rund 3000 Quellen werden dafür ausgewertet. Für jede "Gefällt mir"-Angabe bei Facebook, jede Erwähnung bei Twitter vergibt 10 000 Flies anschließend eine "Fliege".

Ein Großteil über Facebook erzeugt

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Foto: Screenshot Twitter

So entsteht ein aufschlussreiches Bild über die Interessen der Deutschen. Der beliebteste Artikel in sozialen Netzwerken kam im Februar vom Portal Buzzfeed und trug den Titel "Eine Tür geht kaputt und die Leute rasten aus". Knapp 115.000 Mal wurde er verbreitet. Auffällig: Ein Großteil der "Flies" wird über Facebook erzeugt, Twitter und Google+ spielen kaum eine Rolle.

Mit der kostenpflichtigen Variante von 10 000 Flies können Nutzer sogar Statistiken in Echtzeit abrufen. So sehen sie, was gerade beim Video-Portal Youtube oder dem Online-Lexikon Wikipedia geschaut wird. "Bei Wikipedia-Anfragen merkt man, dass es oft um Themen geht, die zuvor bei 'Wer wird Millionär' abgefragt wurden", sagt Klees.

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Besonders für Verlage und Internetportale ist interessant zu sehen, ob ihre Artikel im Netz auf Interesse stoßen und von den Lesern weiterempfohlen werden. Dazu schadet es auch nicht, die Konkurrenz im Blick zu behalten. "Mit 10 000 Flies haben wir so etwas wie eine eigene Währung entwickelt", sagt Anton Klees. Bereits kurz nach dem Start des Portals, das die Agentur gemeinsam mit dem Journalisten Jens Schröder entwickelte, habe man gemerkt: "Das könnte etwas werden."

Nach dem deutschen Markt ist der englische dran

Obwohl Firmen wie Samsung, Metro und Vodafone (und auch die Rheinische Post) zu den Kunden von Active Value zählen, will Klees weiter Gründer sein: "Wir versuchen einmal im Jahr, mit unserer Agentur eine Idee auf den Markt zu bringen, aus der ein Unternehmen werden kann."

Dass Anton Klees einmal Start-up-Gründer werden würde, war lange nicht absehbar. Er kommt aus einer Unternehmerfamilie, seine Eltern besaßen ein Geschäft auf der Düsseldorfer Kö. Ihr Sohn sollte den Laden irgendwann übernehmen. Doch als dieser sich während des Wirtschaftsstudiums einen Internetzugang zulegte, öffnete sich das Tor zur weiten Welt, das nach dem Studium noch weiter aufgestoßen werden sollte. "Als ich in die USA gegangen bin, habe ich gesehen, was sich alles verändert und was das auch für die Wirtschaft in Deutschland bedeutet", erinnert sich Anton Klees. Zurück in Deutschland verkaufte er das Geschäfts der Eltern und machte sich mit einer Agentur selbstständig.

"Unser erster großer Kunde war Kiepenheuer & Witsch." Der Verlag wollte Hilfe bei einer Online-Strategie gegen den damals erstarkenden Online-Händler Amazon, ohne dabei die kleinen Buchhändler, mit denen man seit Jahren zusammenarbeitete, zu verärgern. "Wir haben dann einen Buchhandel-Finder auf der Homepage eingebaut", sagt Anton Klees. Heute höre sich so etwas zwar trivial an, damals habe es jedoch für viel Akzeptanz bei den kleineren Buchhändlern gesorgt.

Für die Zukunft hat Anton Klees, der die Agentur gemeinsam mit Alexander Pisculla und Oliver Bargfeld betreibt, weiter große Pläne — natürlich auch mit 10 000 Flies: "Nach dem deutschen Markt ist der englische dran."

(RP)
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