US-Computerbauer Apple: Vom Innovationsführer zum profitablen Nachahmer

Düsseldorf (RPO). Wohl kein Unternehmen generiert so mühelos so große Aufmerksamkeit wie Apple, wie zuletzt die Hysterie um die Vorstellung des jüngsten Produkts iPad zeigte. Dabei präsentiert Apple schon lange keine Innovationen im eigentlichen Sinne mehr. Viel erfolgreicher ist der einst sehr innovative Konzern darin, bereits vorhandene Konzepte aufzugreifen und geschickt zu vermarkten. Warum ist er dabei so erfolgreich?

Steve Jobs präsentiert das neue iPad
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Apple kann sich einige Verdienste der PC-Geschichte auf die Fahne schreiben. In den 1980er und 1990er Jahren war Apple unbestreitbarer Innovationsführer seiner Branche: Der erste massentaugliche PC mit Mausbedienung und grafischer Oberfläche kam ebenso aus dem Hause Apple wie das innovative Videosystem Quicktime, das erste Laptop mit TFT-Bildschirm und der erste elektronische Terminkalender (PDA) mit dem Namen "Newton".

Viele Fans, wenig Kunden

Von den Kunden wurde Apple dafür gefeiert — der "Newton" beispielsweise erfreut sich bis heute einer aktiven Fangemeinde. Doch die Produkte kauften meist nur ein paar eingefleischte besonders technikbegeisterte Fans. Nur selten gelang es der Silicon-Valley-Firma die Idee in ein massentaugliches Produkt zu verwandeln, mit dem der Konzern auch Geld verdiente. Die Innovationsfreudigkeit führte bei Apple 1997 geradewegs in eine Beinahe-Pleite.

Nach der Rückkehr von Mitgründer Steve Jobs in die Firma als Chef änderte Apple seine Strategie radikal, wie die beiden Innovationsforscher Thierry Rayna (Imperial College London) und Ludmila Striukova (University College London) in einer Studie vom Mai 2009 an Hand von vier Fallbeispielen feststellten - zwei aus der Zeit radikaler Innovationen und zwei aus der Zeit nach Jobs Rückkehr, als kleinere Verbesserungen bestehender Produkte den radikalen Innovationsansatz ersetzten.

Statt um die Innovationsführerschaft durch risikoreiche Investitionen zu kämpfen, wurden nun bereits vorhandene Produkte aufgegriffen und durch schickes Apple-Design und gutes Marketing an den Mann gebracht: Weder war der iPod der erste Mp3-Spieler auf dem Markt, noch das iPhone das erste Smartphone. Auch bei den Tablet PCs gingen andere Hersteller voran, schafften es aber nicht der Geräteklasse zum Durchbruch zu verhelfen.

Seit dem Strategiewechsel ist Apple auf Erfolgskurs und verzeichnete in den vergangenen Jahren einen Rekordgewinn nach dem anderen. Im vergangenen Weihnachtsquartal, dem ersten Quartal des laufenden Apple-Geschäftsjahrs, verdiente der Konzern mit einem Nettogewinn von 3,38 Milliarden Dollar so viel wie noch nie.

Apple-Design aus den 1960ern

Selbst das oft gelobte Designkonzept Apples ist zwar ohne Zweifel in den Produkten gut umgesetzt aber auch nicht einzigartig. Beim Design orientiert sich Apples kreativer Kopf Jonathan Ive bereits seit Jahren an den Regeln, die der Industriedesigner Dieter Rams schon in den 1960er Jahren aufgestellt hat. Das von ihm als Designkonzept verfolgte Prinzip reduziert das Aussehen der Geräte auf ihre wesentlichen Funktionen.

Das T3-Pocket-Radio von Braun aus den 1960er Jahren weist verblüffende Ähnlichkeiten zum Design des iPods auf. Weitere Parallelen hat das Blog Gizmodo zusammengestellt. Ähnliche Designprinzipien wurden auch schon von dem Architekten Louis Sullivan vertreten ("Form follows function") und in Deutschland unter anderem von der Bauhaus-Kunstschule aufgegriffen.

Apple setzt auf das Lustprinzip

Warum gelingt es Apple dennoch immer wieder, selbst in bereits seit Jahren etablierten Märkten wie dem der Smartphones Trends zu setzen? Experten loben vor allem die "User Experience" der Produkte, also dem Gefühl, das Nutzer beim Verwenden von Apple-Produkten haben. Mit anderen Worten: Es macht einfach Spaß, die Apple-Geräte zu bedienen.

"Usability", also das einfache Benutzen eines Geräts, ist meist Teil einer guter "User Experience" - aber noch lange nicht hinreichend dafür. Apple gelingt es, aus stimmigen Design, guter Benutzerführung und dem Kult um die eigene Marke ein möglichst angenehmes Nutzungserlebnis zu schaffen — das oft unterschätzte Lustprinzip und ihr Status-Charakter macht Apple-Produkte erst zu dem, was sie sind. Studien zeigen, dass Apple-User besonders treue Kunden sind - auch ohne echte Innovationen.

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