Winterwetter als Ursache Arbeitslosenzahl steigt über drei Millionen

Nürnberg (RPO). Eis und Schnee haben im Dezember die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland wieder über die Marke von drei Millionen getrieben. Vor allem in der Bauwirtschaft sei wegen des frühen und strengen Wintereinbruchs die Beschäftigung zurückgegangen, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mit. Im Jahresschnitt ging Zahl der Arbeitslosen 2010 jedoch zurück.

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Foto: dapd

Im Vergleich zum Vormonat registrierte die BA im Dezember 85.000 Arbeitslose mehr. Mit 3,02 Millionen überschritt deren Anzahl damit erstmals seit September wieder die Drei-Millionen-Marke. Die Arbeitslosenquote lag im Dezember mit 7,2 Prozent um 0,2 Prozentpunkte über der Quote des Vormonats. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum waren jedoch 260.000 Leute weniger auf der Suche nach einer Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote hatte im Dezember 2009 noch bei 7,8 Prozent gelegen.

179.000 weniger ohne Job als im Vorjahr

Auch insgesamt erholte sich der Arbeitsmarkt nach dem Krisenjahr 2009 in den vergangenen zwölf Monaten wieder. Im Schnitt gab es 2010 mit 3,24 Millionen Arbeitslosen 179.000 weniger Menschen ohne Job als im Vorjahr. Die Quote lag im Jahresmittel bei 7,7 Prozent. 2009 hatte sie noch 8,2 Prozent erreicht. Die Zahl der Bezieher von Arbeitslosengeld-II sank 2010 nur unterdurchschnittlich: Im Dezember lag sie im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 6,5 Millionen.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zeigte sich aufgrund dieser Entwicklung zuversichtlich. "Wir stehen besser da als vor der Krise", sagte die Ministerin. Dass die Dezemberzahlen wegen des strengen, frühen Winters etwas schlechter ausfielen, sei "ein Klassiker". Hinzu komme außerdem "ein kleiner Sondereffekt", nämlich ein Rückgang der Ein-Euro-Jobs. Kritik des Bundesrechnungshofs und eine negative Berichterstattung hätten dazu geführt, dass die Jobcenter weniger solcher Beschäftigungen gestatteten.

"Jahr des Erfolgs"

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) nannte das vergangene Jahr am Arbeitsmarkt "ein Jahr des Erfolgs". "Der Dezemberfrost wird die Konjunktursonne nicht verhindern", sagte Brüderle und wagt damit eine ähnliche Prognose wie Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt: Auch er gehe davon aus, "dass sich der Aufschwung am Arbeitsmarkt fortsetzt", sagte Hundt und forderte angesichts der weiter hohen Zahl von Arbeitslosengeld-II-Empfängern verstärkt Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte in Arbeit zu bringen.

Zeitarbeit als "Jobmotor"

Als "Jobmotor" bezeichnete Hundt dabei die Zeitarbeit, ein Instrument, das die Linke erneut vehement kritisierte - die deshalb auch der Entwicklung am Arbeitsmarkt nichts Positives abgewann. Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion, Sabine Zimmermann, erklärte: "Das sogenannte Wunder auf dem Arbeitsmarkt beruht auf dem Boom von Billigjobs wie Leiharbeit und Teilzeitarbeit." Das Normalarbeitsverhältnis - in Vollzeit und existenzsichernd entlohnt - werde immer mehr zum Auslaufmodell. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte, "Leiharbeit den Riegel vorzuschieben, die zur Lohndrückerei missbraucht wird".

Neben der Bekanntgabe der Arbeitslosenzahlen machte die BA am Dienstag auch Kassensturz: Demnach gab die Bundesagentur im vergangenen Jahr mit 45,21 Milliarden Euro rund 8,2 Milliarden mehr aus als sie einnahm. Um das Defizit auszugleichen, habe sie Rücklagen aufgelöst und erhalte darüber hinaus einen einmaligen Zuschuss des Bundes in Höhe von 5,25 Milliarden Euro.

(AFP)
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