Autozulieferer Kirchhoff "Winterkorns Rücktritt war unumgänglich"

Düsseldorf · Arndt Kirchhoff ist Chef der Kirchhoff-Gruppe aus Iserlohn, mit weltweit 10.500 Mitarbeitern und einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro eines der größten Autozuliefer-Unternehmen in Deutschland. Im Interview spricht Kirchhoff, der auch Präsident des Verbands der NRW-Metallindustrie ist, über die Folgen des VW-Skandals für die Branche und die Zukunft des Dieselmotors.

 Metall-NRW-Präsident Arndt Kirchhoff ist Chef eines der größten Autozuliefer-Unternehmen in Deutschland.

Metall-NRW-Präsident Arndt Kirchhoff ist Chef eines der größten Autozuliefer-Unternehmen in Deutschland.

Foto: dpa

Herr Kirchhoff, überrascht Sie der Rücktritt von VW-Chef Martin Winterkorn?

Kirchhoff Die Entscheidung war wohl angesichts der Dimension des Betrugs unumgänglich. Trotzdem ist das ein großer Verlust. Martin Winterkorn ist einer der besten Ingenieure der deutschen Autoindustrie. Er stand immer auch für Qualität im deutschen Automobilbau. Das sehen übrigens alle Autozulieferer so.

Was muss VW jetzt tun?

Kirchhoff VW braucht eine schnelle und umfassende Aufklärung. Solche Produkte dürfen natürlich nirgendwo auf den Markt kommen.

Wie groß ist der Schaden für die Automobilindustrie?

Kirchhoff Der Schaden für die gesamte deutsche Automobilindustrie ist natürlich da. Das, was passiert ist, entspricht nicht dem Wertekanon unserer Industrie. Wir wollen nicht so arbeiten und dürfen nicht so arbeiten. Das Fehlverhalten der Verantwortlichen bei VW wird ja geahndet. Ich plädiere aber dafür, nicht die gesamte Branche unter Generalverdacht zu stellen. Made in Germany ist im Automobilbau ein Qualitätssiegel. Auf der IAA erleben wir gerade, dass die deutsche Autoindustrie Ingenieurskunst und digitale Innovationskraft auf eine einzigartige Weise verbindet. Beim Thema neue Mobilität, das vernetzte Auto, da sind deutsche Firmen führend. Das muss bald wieder stärker in den Fokus rücken.

Ist der Dieselmotor als Produkt gefährdet?

Kirchhoff Nein, der Dieselmotor ist ein gutes und sauberes Produkt, wenn er entstickt wird. Das passiert bei Bosch ja auch gut. Die Anpassung des Dieselmotors an die Abgasführung erfolgt aber durch das jeweilige Automobilunternehmen. Und VW hat hier ungesetzlich gehandelt und damit das Produkt verändert. Der Dieselmotor ist nicht das Problem, sondern die Manipulation.

Aber wird nicht bei den Abgaswerten in der gesamten Branche getrickst? Die Prüfergebnisse sind unter Laborbedingungen erheblich besser als die Verbrauchs- und Abgaswerte im Alltag.

Kirchhoff Die Abgastests sind standardisiert und werden von Prüfern wie DEKRA oder TÜV zertifiziert. Das Fahrverhalten jedes Einzelnen hängt von der Fahrweise und dem Gelände ab und führt daher immer zu Abweichungen, die nach oben wie nach unten gehen. Das merkt man am Spritverbrauch.

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