Reisende suchen Alternativen Bahn-Streik: Ansturm auf Mietautos und Busse

Düsseldorf · Der Ausstand der Lokführer lockt Fahrgäste zu Alternativen wie Fernbusse und Mitfahrgelegenheiten. Der Andrang war am Dienstag bereits immens. Wer dennoch mit der Bahn fahren will, sollte Notfahrpläne und Fahrgastrechte kennen.

GDL-Streik: "Claus Weselsky hat seine Gewerkschaft auf dem Abstellgleis geparkt"
21 Bilder

"Weselsky hat seine Gewerkschaft endgültig auf dem Abstellgleis geparkt"

21 Bilder

Die Deutsche Bahn hat von Donnerstag bis Sonntag wegen des Streiks der Lokführer-Gewerkschaft GDL einen Notfahrplan angekündigt. Ein erster Ersatzfahrplan liegt bereits vor. Weitere Notfahrpläne für den Regionalverkehr sollen am Mittwoch unter www.bahn.de/aktuelles veröffentlicht werden.

Nicht alle Züge werden gestrichen, Verbindungen von Fremdanbietern sind nicht betroffen. Dennoch suchten sich Fahrgäste am Dienstag bereits nach Alternativen wie Fernbusse, Mietwagen und Mitfahrgelegenheiten um. Das müssen Sie wissen:

Werden jetzt mehr Fernbusse eingesetzt? Ja, einige der Busunternehmen haben sich auf den Streik vorbereitet und setzen vor allem auf den Metropolverbindungen Zusatzbusse oder Doppeldecker ein. Zu den 308 regulären Omnibussen des Marktführers MeinFernbus.de sollen beispielsweise nach Angaben eines Sprechers mindestens 50 weitere Fahrzeuge eingesetzt werden. Der ADAC-Postbus erwartet einen Anstieg der Buchungen um 50 Prozent und hat angekündigt, zusätzlich zur normalen Flotte (60 Fahrzeuge) alle verfügbaren Ersatzfahrzeuge einzusetzen. Preiserhöhungen solle es nicht geben, hieß es bei MeinFernbus.de und bei Flixbus. Sparpreise dürften allerdings schnell vergriffen sein, wodurch der Normalpreis anfällt. Für die Strecke Düsseldorf-München bedeutet das eine Spanne von 19 bis 53 Euro.

Ist der Mietwagen eine Alternative? Ja, denn auch die Mietwagenfirmen werden ihre Flotte erweitern. Das kündigten die Anbieter Hertz und Europcar gestern an. Die Hertz Autovermietung will vor allem an Bahnhöfen mehr Fahrzeuge bereithalten als sonst. Sollten dennoch über die telefonische Hotline oder die Internetseite keine freien Fahrzeuge mehr verfügbar sein, so empfiehlt Europcar, persönlich in der nächstgelegenen Station nach kurzfristiger Verfügbarkeit zu fragen. Ob aufgrund der hohen Nachfrage auch die Preise erhöht werden, dazu machten die Unternehmen gestern keine Angaben.

Verspätung wegen Bahnstreik: Das sind Ihre Rechte
Infos

Verspätung wegen Bahnstreik – das sind Ihre Rechte

Infos
Foto: dpa, rwe htf

Welche Mitfahrgelegenheit gibt es noch? Weit verbreitet ist die Alternative als digitaler Anhalter. Per Smartphone-App lässt sich eine Mitfahrgelegenheit suchen. Marktführer sind die Apps "Blablacar" und "Mitfahrgelegenheit". Beide haben mehrere Millionen Mitglieder, die Fahrten gegen eine Spritkostenbeteiligung anbieten. "Mitfahrgelegenheit" bietet mehr als 1,4 Millionen Fahrten im Monat an. "Am letzten Streik-Wochenende haben wir eine Verdoppelung der gebuchten Fahrten festgestellt", sagt ein Sprecher des Betreibers. "Durch den Bahnstreik steigt aber auch das Angebot sehr stark durch Bahnfahrer, die jetzt aufs Auto umsteigen." Für eine Fahrt darf der Betreiber maximal die Betriebskosten berechnen, das sind fünf bis sieben Euro pro 100 Kilometer. Je nach Fahrer kostet die Fahrt von Düsseldorf nach Berlin knapp 30 Euro. Elf Prozent gehen an den Betreiber von "Mitfahrgelegenheit", der Dienst "Blablacar" ist hingegen kostenlos.

Was passiert mit gebuchten Bahntickets? Die Bahn bietet Fahrgästen, deren Reise wegen streikbedingten Zugausfällen, Verspätungen oder verpassten Anschlusszügen unmöglich geworden ist, einen kostenlosen Fahrkartenumtausch an. Der Fahrpreis werde im Reisezentrum erstattet, teilte der Konzern mit. Alternativ könnten Reisende den nächsten, auch höherwertigen, Zug nutzen. Zugbindungen bei Sparpreisen sind in diesem Fall aufgehoben. Außerdem gelten die gesetzlichen Fahrgastrechte: Ab 60 Minuten Verspätung bei der Ankunft hat ein Fahrgast Anspruch auf eine Entschädigung von 25 Prozent des gezahlten Fahrpreises, ab 120 Minuten sind es 50 Prozent.

Was Lokführer verdienen
Infos

Was Lokführer verdienen

Infos
Foto: AP

Zahlt die Bahn ein Taxi? Nicht grundsätzlich. Bei einer zu erwartenden Verspätung am Zielort von mindestens einer Stunde und einer planmäßigen Ankunftszeit in der Nacht zwischen 0 und 5 Uhr kann ein Fahrgast ausweichen. Dann erstattet die Bahn bis zu 80 Euro für Bus oder Taxi. Gleiches gilt, wenn der Zug ausfällt, es sich dabei um die letzte fahrplanmäßige Verbindung des Tages handelte und das Ziel ohne ein anderes Verkehrsmittel nicht mehr vor 24 Uhr erreicht werden kann. Weitere Fahrgastrechte gibt es im Internet unter: www.bahn.de/fahrgastrechte

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort