Folgen der Energiewende Bahnpreise könnten um zehn Prozent steigen

Berlin/Düsseldorf · Die Kosten für die Energiewende zahlen die Kunden. Der Preisanstieg im Nahverkehr dürfte etwas moderater ausfallen.

Die Deutsche Bahn ist der größte Stromkunde Deutschlands. Zahlen muss der Kunde.

Die Deutsche Bahn ist der größte Stromkunde Deutschlands. Zahlen muss der Kunde.

Foto: dpa, Roland Weihrauch

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) befürchtet Preiserhöhungen bei Bahntickets um bis zu zehn Prozent, sollte die EU die Ökostrom-Rabatte für die Deutsche Bahn AG kippen. "Die Bahn ist der größte Stromverbraucher in Deutschland", sagte EVG-Chef Alexander Kirchner. Wenn die Rabatte wegfallen, könne man das "ohne Fahrpreiserhöhungen nicht auffangen". Der Gewerkschaftschef beziffert die zu erwartenden Mehrbelastungen auf eine halbe Milliarde Euro pro Jahr. Auch Bahnchef Rüdiger Grube hatte vor drastischen Preiserhöhungen um bis zu zehn Prozent gewarnt, falls die Bundesregierung die Ausnahmeregelung für die EEG-Umlage abschaffen sollte.

Die Deutsche Bahn und viele größere Regionalbahn- und Nahverkehrsunternehmen sind bisher von der Umlage zur Ökostrom-Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ausgenommen. Private Stromverbraucher und die meisten Unternehmen bezahlen hingegen 6,3 Cent pro Kilowattstunde für den Ausbau. Die große Koalition will die Privilegien der Schienenbahnen und der Industrie aber reduzieren — auch mit Rücksicht auf ein Beihilfeverfahren, das die EU-Kommission deswegen gegen Deutschland eingeleitet hat. In einem mit dem Kanzleramt abgestimmten Eckpunktepapier drint Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) darauf, die Kosten des Ausbaus der erneuerbaren Energien für alle Unternehmen einheitlich zu regeln. Das bedeutet: Große Unternehmen wie die Bahn werden künftig deutlich mehr EEG-Umlage zahlen müssen als bisher, die kleineren Nahverkehrsunternehmen dagegen voraussichtlich etwas weniger.

Trotzdem könnten auch die Fahrscheine für Busse und Bahnen im Nahverkehr im Fall einer Neuregelungen der Ökostrom-Umlage im laufenden Jahr drei Prozent teurer werden. Das hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen berechnet. Der Fahrgastverband Pro Bahn warnt zudem vor einer Mehrbelastung für Pendler, die den ÖPNV nutzen, von 34 Euro pro Kopf und Jahr in Berlin sowie 41 Euro in Frankfurt.

Käme die Umlage für den Ökostrom hinzu, wären die zusätzlichen Kosten nur mit einer Preiserhöhung aufzufangen, heißt es bei den Verkehrsverbünden Rhein-Ruhr (VRR) und Rhein-Sieg (VRS). Dabei hat der VRR seine Preise erst zum 1. Januar des Jahres um durchschnittlich 3,3 Prozent erhöht; beim VRS lag die Preissteigerung bei 3,6 Prozent.

Für die Düsseldorfer Rheinbahn wäre die Neuregelung "eine Katastrophe", wie ein Sprecher erklärte. Die möglichen Folgen der Änderungen im EEG kämen einem umweltpolitischen Sündenfall gleich — weil sie diejenigen träfen, die aktiv zum Klimaschutz beitragen würden. Rheinbahn-Chef Dirk Biesenbach rechnet mit einer Mehrbelastung von rund vier Millionen Euro pro Jahr. "Die Belastungsgrenze für die Verkehrsunternehmen ist erreicht", so Biesenbach.

Der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Jochen Bruchertseifer, erklärte: "Wir appellieren eindringlich an Bund und Länder, die Bahnen weiterhin nicht mit der vollen EEG-Umlage zu belasten."

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) teilt die Sorge vor steigenden Bahnpreisen dagegen nicht: "Nach allen Gesprächen, die ich mit verschiedenen Verantwortlichen im Bund und bei der Bahn geführt habe, sind die Ökostrom-Rabatte für den deutschen Schienenverkehr mit Europarecht vereinbar", sagte Groschek.

(RP)
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