Chaostage bei Hypo Real Estate Bank meldet erneut Milliardenverlust

München (RPO). Manuela Better hat sich ihren Einstand sicherlich angenehmer vorstellen können. Nachdem die zwangsverstaatlichte Hypo Real Estate am Donnerstag den Rücktritt von Chef Axel Wieandt zu verkraften hatte, vermeldete die neue Interimschefin einen Tag danach eine weitere Hiobsbotschaft: Wie bereits 2008 hat das Unternehmen auch für das vergangene Jahr erneut einen Milliardenverlust eingefahren.

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Foto: AP

Das Defizit der Immobilienbank war mit 2,24 Milliarden Euro allerdings um 59,1 Prozent kleiner als der Verlust von 5,46 Milliarden Euro in 2008. Die Münchner Bank schnitt damit besser ab, als noch im Herbst befürchtet. Die Zahlen wurden von der eben erst ernannten Interimschefin Manuela Better präsentiert.

Der bisherige HRE-Chef war am Donnerstag im Streit mit dem Eigentümer der Bank, dem Bankenrettungsfonds SoFFin, völlig überraschend zurückgetreten. Wieandt waren die Dinge im Unternehmen zu langsam voran gegangen.

Aufsichtsratschef Bernd Thiemann sagte, es sei eben etwas ganz anderes, ob man eine Bank führe, die sich zu 100 Prozent im Besitz des Bundes befinde, oder eine privatwirtschaftliche, deren Aktien breit gestreut seien, und "wo früher halb im Ernst, halb im Scherz die These vertreten wurde, die Bank gehört dem Vorstand".

Unter anderem ging es bei den Differenzen um Boni in Höhe von rund 25 Millionen Euro für Leistungsträger, die Wieandt gefordert hatte. Die Verhandlungen hätten Wieandt zu lange gedauert, sagte Thiemann, der den Manager als "vorwärtsstürmend" charakterisierte.

Ärger mit Schäuble

Auch um Wieandts eigenes Gehalt soll es Ärger zwischen dem Vorstandschef und Finanzminister Wolfgang Schäuble gegeben haben, heißt es aus Finanzkreisen. Schäuble soll Wieandt aufgefordert haben, auf knapp 500.000 Euro Vergütung zu verzichten. Der Manager verdiente 2009 knapp 1,5 Millionen Euro. Die Deckelung auf maximal 500.000 Euro pro Jahr bei Banken mit Staatshilfe gilt bei der HRE erst seit dem 1. April 2009.

Weitere Rücktritte im Vorstand erwarte er nicht, sagte Thiemann. Allerdings gebe es im Zusammenhang mit den Boni auch das Problem ungewollter Abgänge hoch qualifizierter Leute aus der zweiten Reihe. Das werde dem Eigentümer spätestens bei der geplanten Auslagerung großer Teile der Konzernbilanz in eine Abwicklungsanstalt "auf die Füße fallen".

Ob Better langfristig Wieandts Nachfolgerin bleibt, ließ Thiemann offen. Man habe jetzt eine Lösung, die "trägt und hält", und keinen akuten Tatendrang. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass man zu gegebener Zeit nach einer externen Lösung suche. Über Better, die seit Beginn bei der HRE ist, sagte der Aufsichtsratschef: "Neue Besen kehren gut, alte wissen wo der Dreck ist."

Fast 40 Milliarden Euro in europäischen Problemstaaten

Das Ergebnis der HRE im vergangenen Jahr wurde vor allem durch die um 26,3 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro gestiegene Kreditrisikovorsorge belastet. Zudem musste die Bank 741 Millionen Euro für die staatlichen Milliardengarantien bezahlen, die ihr seit 2008 das Überleben sichern. Im operativen Geschäft konnte die HRE sich um eine Milliarde Euro verbessern und kehrte ins Plus zurück. Der Ertrag lag bei 419 Millionen Euro.

Mit einer Rückkehr in die Gewinnzone wird die HRE den Staat allerdings noch lange nicht beglücken. Better erklärte, man müsse weiter davon ausgehen, "dass der Konzern nicht vor dem Jahr 2012 in die Gewinnzone zurückkehren kann". Vorher ist auch eine Reprivatisierung der Bank nicht zu erwarten.

Ungemach könnte der Bank zudem von ihrem Engagement in der Staatsfinanzierung drohen. Gegenüber den an den Finanzmärkten kritisch betrachteten sogenannten PIIGS-Staaten Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien hat die Bank Forderungen von insgesamt 39,1 Milliarden Euro.

(apd/nbe)
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